Rübezahl lässet seinen Stall ausmisten.

[170] Ein Geld-begieriger Bauer-Kautz sol mit Fleiß zum Rübezahl auf seine Residentz gegangen seyn / verhoffende daß er für seine bereitwillige Dienste eine stattliche Verehrung erreichen werde. Was geschicht? Er kömt in solchen Gedancken in einen Meyerhoff /(welchen der Rübezahl nur præsentiret,[170] und auff ein Interim dem Hachen eingebildet gehabt /) da er von einem Hoffmeister war angeredet worden / daß er ihme doch möchte ein Karn oder etliche helffen Mistladen / vnn auff den Acker fahren. Würde er es thun /so solte es sein Schade nicht seyn. Der Dorff-Limmel verspricht sich eine Weile Hülffe zuleisten / und gedencket mitlerweile auf seinen grossen Nutzen / den er davon tragen würde: doch war er auch zugleich getrost an die Arbeit gegangen / und hatte in kurtzer Zeit einen ziemlichen Misthauffen auff dem Hoffe helffen räumen / biß daß drüber der Abend herbey genahet / und seine bestimte Zeit erschienen / da er hat wollen Abschied wiedernehmen: Da hat der Hoffmeister den Misthansen abgedancket / und zu Lohn einen grossen Tragkorb voll Mist auff den Weg gegeben: Ihn vertröstende[171] / daß er damit vorlieb nemen wolle /biß was bessers drauff erfolgete. Der Bauer-Reckel sackt den Koth auff / gehet damit in guter Hoffnung fort / und gedencket / daß er einen mächtigen Schatz gehoben habe / derentwegen er denn auch unterwegens absetzet / vnn seine Außbeute besehen wil: Aber / war es vorher Kühemist gewesen / so war es ietzund wie Pferdemist anzusehen gewesen. Darüber er in etwas erschricket / doch dennoch von seiner Confidentz nicht gäntzlich ablässet / sondern den Qvarck abermal anpacket / und ohngefehr ein Feldweges weiter läufft / da er auffs neu lüstern wird / sein Reichthum zu beschauen: Aber da wird er innen / dz es Menschen-Schund gewesen: Drüber er gleichsfals etwas unmuths wird / weil die Sache nach seinen Wuntsch noch nit gut geworden. Doch verbleibt dennoch[172] mehrentheils seine Hoffnung steif und feste es werde dermaleins besser werden setzt also seinen Korb wieder zu rechte / und sackt ihn abermal auff /darbey es ihm aber gar unglücklich ergehet / sintemal er mit einem Fuß ausschlüppert / und allen stinckenden Unflath über seine Krause und Falt-Rock schüttete / daß er wie der Hencker ausgesehen / vnn eilends nach dem Wasser gelauffen ist / sich zu reinigen. Aber wie er nunmehr an den Ort hinan kömt / da er vorher etwan eine Pfütze erblicket / so hat er nichts angetroffen / vnn war also gezwungen worden / in dem heßlichen Wuste / und Unfläterey vom Berge zu lauffen / und im nechsten Dorffe seine Abbadung zu suchen. Wie es denn auch geschehen / daß er erstlich bey Gierßdorff Wasser angetroffen / vnn sich daselbst mit allem Heil hinein gestürtzet hat / und seine Gäcke[173] abgebadet / wie er denn seinen Kober auch nicht darbey vergessen. Nach dem solches vollbracht / war der arme Stümpffer zwar so weit froh / daß er des Gestancks loß geworden: Aber dieses kränckte ihn von Hertzen sehr / daß er vor seine getreue Dienste vom Rübezahl so schändlich belohnet worden: Und gehet hiemit gantz wehemütig zu seinem Losament / vorhabende ein ander Kleid anzuziehen / und das anhabende auszudreugen. Wie er nunmehr hierüber im Wercke ist / das Wammes herunter hatte / und die knöcherne Hosen ietzt auch gleich vom Steiffe ziehen wil sihe / da klinckerten 5. Ducaten aus seinem Hembde /daran er zuvor seine garstige Hände gewischet / wie er auff dem Wege den Qvarck verschüttet / und damit nieder zu Boden geschlagen gewesen. Ey / wer war hie froher / und geitziger gewesen /[174] als dieser Ochsen-Duallis? der zwar da gegenwertig ein zimbliches Stücke bahres Geldes unverhofft hat: Doch gleichwohl nicht minder den übrigen Verlust des Unflaths betauret / da er eine gute Parthey Goldes im Wasser möchte abgespielet haben. Hie hat es wol geheissen /wie jener Poet saget: Qvo plus sunt potæ, plus sitiuntur aqvæ.

Quelle:
Praetorius, Johannes: Des Rübezahls Dritter und gantz Nagel-neuer Historischer Theil. Leipzig, Arnstadt 1673, S. 170-175.
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