|
[165] Als wenn ein reiches Schiff mit Erzbewehrtem Schnabel
In seinem frohen Lauf die blaue Bahn zertheilt:
Des Zephirs holder Hauch die Tücher spielend blähet,
Und der Pilot vom Bord in die cristallne See
Voll sichrer Hofnung schaut: indem der Sonne Kugel
Hoch über seinem Haupt, im Meer sich spiegelnd, schwebt,
Und das vergnügte Chor der schimmernden Delphinen
In dem beschäumten Kreis, um seines Nachens Bauch
Sich scherzend jagt und flieht, bald aber auch zerstreut,
Und schnell in Tief' und Kluft und schlammigt Schilf verbirgt.
Und dann die schwebenden verdünnten Feuchtigkeiten
In dicke Wolken sich sogleich zusammen ziehn
Die in dem schwarzen Schooß, Nachtsturm und Güsse tragen.
Der Wind aus Mitternacht erhebet sein Gebrüll,
Und brauset fürchterlich am Mastkorb, Strick und Segel,
Der alte Ocean empört sich auf einmal
In dicker Finsterniß mit allen seinen Wellen,
Bedeckt das Schif mit Schaum, bestürmt das bange Volk,
Und seines Zepters Macht erschüttert selbst das Ufer,[165]
Der Himmel blitzt und knallt, sein immer leuchtend Feuer
Lässt die halbtodte Schaar in ihr Verderben schauen.
Die Wellen, deren Schlag die Fugen locker macht,
Besiegen nun das Schif, und strömen durch die Börsten,
Bis daß es Fluth und Sturm in tausend Trümmern schlägt;
In dieser Noth vergisst das arme Volk sich selber,
Kein Mensch gedenkt an Trost und keiner hört auf Trost.
Sie schwimmen hin und her und heulen durch die Wellen.
Wenn sie nach grosser Müh das längst erseufzte Land,
Nun endlich noch erreicht, und träuflend sich erholet,
So überschauen sie, das Unglücksfeld, die See,
Von einem Fels, jedoch nur mit bethränten Blicken,
Und fangen, selbst betrübt, einander an zu trösten,
Und hören ruhiger, indem die sanfte Fluth
De Schifbruchs Ueberrest an die Gestade spielet,
Den überbliebnen Trost.