Siebenter Auftritt

[193] Herr Gotthart. Ernst Gotthart.


HERR GOTTHART. Welcher von beiden hat nun recht?

ERNST GOTTHART. Das weiß der Himmel.

HERR GOTTHART. Ja, mein lieber Ernst, du tätst mir einen großen Gefallen, wenn du allen beiden zum Possen von dir selbst gesund würdest.

ERNST GOTTHART. Wenn es nur so bleibt, als es jetzt ist, so hoffe ich noch wohl ... Er drängt sich dicht an seinen Vater an.

HERR GOTTHART erschrocken. Was ist dir, Ernst? Was hast du nun schon wieder für eine Grille? Weg damit! kleide dich geschwinde anders an. Und komm dann hinunter. Ich will indessen die Fremden erwarte Er will abgehen.

ERNST GOTTHART. Ach liebster Herr Vater, bleiben Sie!

HERR GOTTHART. Warum? was ist dir?

ERNST GOTTHART. Ach Herr Vater! ich kann unmöglich durch diese Wolke gehen: ich werde ja ganz naß.

HERR GOTTHART. Was für eine Wolke?

ERNST GOTTHART. Diese dicke schwarze Wolke, hier vor mir. Sehen Sie sie nicht?

HERR GOTTHART. Hilf, Himmel! Ernst! kömmst du denn gar von Sinnen? Eine Wolke im Zimmer? Du bist ja nicht auf dem Blocksberge?

ERNST GOTTHART. Ei, Herr Vater! Sie müssen sie sehen. Es ist ja eine rechte Wetterwolke!

HERR GOTTHART. Ach! welch ein Kreuz ist das nicht, wenn man solche Narrheiten geduldig anhören muß! Ich bitte dich, Ernst, laß dir doch solche Fieberträume nicht einkommen! Was wäre denn hier für eine Wolke in der Stube? Ich sehe ja nichts als die Türe?

ERNST GOTTHART. Ja, Herr Vater, so müssen Sie gewiß vorangehen: sonst wage ich es nicht.

HERR GOTTHART. Ei! wenn es darauf ankömmt, so gib mir die Hand. Ich will dich auf deine Stube führen. Wir wollen sehen, daß wir trocken durchkommen.

ERNST GOTTHART mit fürchterlichen Gebärden. Ei, Herr Vater! sehen Sie, die Wolke verläßt uns nicht. Sie zieht immer vor uns her.


Ende des zweiten Aufzuges.


Quelle:
Die bürgerliche Gemeinschaftskultur der vierziger Jahre. Herausgegeben von Prof. Dr. Brüggemann, Leipzig 1933, S. 193-194.
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