[Warum tobst du, Sturm]

[124] Warum tobst du, Sturm,

Daß der alte Thurm

Zitternd wankt und kracht,

In der Schreckensnacht!


In der Schreckensnacht,

Wo die Mutter wacht

Und verzweifelnd sieht,

Daß ihr Kind entflieht.


Doch kein starker Aar

Ist's, der ohne Fahr

Mit dem Flügelschlag

Sturman kämpfen mag.
[124]

Ach, mit zarter Schwing'

Ist's ein Schmetterling,

Der die Pupp' abstreift,

Höherm Lenz gereift.


O so tragen auch

Sollte Frühlingshauch,

Und nicht solch ein Wind

Himmelan mein Kind.

Quelle:
Friedrich Rückert: Kindertodtenlieder aus seinem Nachlasse, Frankfurt a.M. 1872, S. 124-125.
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