Ein und Funfzigstes Kapitel.

[155] Wie die siegreichen Gargantuisten nach der Schlacht belohnet wurden.


Nach Beendigung dieser Red wurden dem Gargantua die von ihm begehrten Unruhstifter ausgeliefert, bis auf Bravo, Dünnschiß und Kleinitz, welche sechs Stunden vor Anfang des Treffens entflohen waren, der Eine bis zum Col de Laignel in Einem Strich, der Andre bis ins Vire-Thal, der Dritt bis gen Logroine, ohne Umsehn noch Othemholen unterwegs, und zween Bäcken die in der Schlacht geblieben waren. Gargantua thät ihnen weiter kein Leids, als daß er sie in seiner neu errichteten Buchdruckerey an die Pressen stellt' und den Bengel ziehn ließ. Gab drauf[155] den Todten ein ehrlich Begräbniß im Nöß-Thal und auf dem Hexenbrenner. Die Verwundeten ließ er heilen und pflegen in seinem grossen Nosokomio. Demnächst gedacht er was der Stadt und den Bürgern etwann zu Leid geschehen wär, und ließ ihnen allen ihren Schaden auf ihre eidlich erhärtete Aussag vergütigen. Baut' auch ein festes Schloß daselbst mit guten Wachen wohl bemannet, damit es künftig auf plötzliche Ueberläuf besser gedeckt wär.

Beym Abschied dankt' er huldreich allen Söldnern seiner Legionen die mit im Treffen gewesen waren, und schickt' sie in ihre Winter-Quartier und Garnisonen, ausgenommen etliche von der Decumanischen Legion, die er im Streit sich tapfer hätt herfürthun sehen, und die Hauptleut der Fähnlein, die er mit sich zum Grandgoschier nahm.

Unmöglich zu beschreiben wär wie hoch erfreut der Biedermann war als er sie kommen sah: er gab ihnen alsobald den köstlichsten, reichsten, auserlesensten, herrlichsten Schmaus, den man seit König Asveri Zeiten ersehen hat. Zum Schluß der Tafel vertheilt' er ihnen Mann für Mann seinen ganzen Credenz, der achtzehnhunderttausend vierzehn Bisantinen Goldes wog, an grossen, antikischen Gefässen, grossen Häfen, grossen Becken, grossen Schaalen, Kelchen, Känteln, Kandelabern, Körben, Schifflein, Blumentöpfen, Zucker-Tellern und anderm mehr dergleichen Geschirr von lauter massivem Gold; den Schmelz, die Edelstein und Arbeit daran nicht mitgerechnet, die den Zeug nach Aller Schätzung überstiegen. Weiter ließ er ihnen baar aus seiner Chatoull einem Jeden zahlen zwölfhunderttausend Thaler. Auch noch überdem beschenkt' er Jeden auf ewige Zeiten (ausser im Fall sie ohn Erben stürben) mit einem seiner Schlösser und Lehen der Nachbarschaft, nachdem sie ihm am gelegensten waren. Dem Ponokrates schenkt' er Clermaldsburg, Gymnasten Couldray, dem Eudämon Montpensier, dem Tolmerus Rivau, dem Ithybolus Monsoreau, dem Akamas Cande, Chironakten Varene, dem[156] Sebastos Gravot, dem Alexander Quinquenais, dem Sophron Ligre, und so weiter mit seinen übrigen Lehengütern.

Quelle:
Rabelais, Franz: Gargantua und Pantagruel. 2 Bände, München, Leipzig 1911, Band 1, S. 155-157.
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