Erstes Kapitel.

[367] Von Regierung und vom Herrn dieses Jahrs.


Was euch auch diese thörigen Sternguker von Löwen, Tübingen, Nürnberg und Lyon herschwätzen, so glaubt doch nicht daß dieses Jahr ein andrer Herr der ganzen Welt seyn werd als Gott der Schöpfer Himmels und der Erden, der alles durch sein göttlich Wort regiert und lenket: durch welches alle Ding in ihrem Stand, Wesen und Natur beharren, und ohn deß Regiment und Halt alles in einem Augenblick wieder in Nichts zerfallen müßt, wie es aus Nichts durch Ihn allein zum Leben erst erweckt ist worden. Denn von Ihm, durch Ihn, in Ihm ist, kommt, wächst und wird all Seyn, Gedeihn, Gut, Leben, Weben wie uns die Trommet der evangelischen Wahrheit Seine Würden Sanct Paulus, Römer am Eilften lehrt. Drum wird auch dieses, wie aller andern Jahre Herr Gott der Allmächtige seyn, und weder Saturn noch Mars noch Jupiter oder ein andrer Planet, ja auch nicht Engel, Heilige noch Teufel die geringste Macht, Einfluß noch Kraft haben, außer soviel ihnen Gott aus freyen Gnaden gewähret: wie Avicenna sagt: die zweyte Ursach kann nicht wirken noch Einfluß haben, wo nicht die erste drein influiret. Sagt er nicht recht, das kleine gute Biedermännlein?

Quelle:
Rabelais, Franz: Gargantua und Pantagruel. 2 Bände, München, Leipzig 1911, Band 2, S. 367-368.
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