Zehnter Auftritt

[180] Neid und Haß.


NEID. Freund, ich bitte dich, verfolge mir diesen Dummkopf, solang er lebt.

HASS. Sorg dich nicht, gegen wen der Neid auftritt, der hat auch den Haß gegen sich.

NEID. Was soll ich jetzt tun? Ich kanns nicht erdulden, daß diese Lakrimosa, die mir einen Korb gegeben hat, nun triumphieren soll. So nahe am Ziel, und nun dies Komplott.

HASS. Wenn wirs nur früher erfahren hätten!

NEID. Und wenn ich auch dagegen etwas unternehmen wollte, so kann ich nicht. Es ist nur mehr die heutige Nacht und der morgige Tag übrig, und ich muß nach England, dort ist eine große Kunstausstellung, wo wenigstens fünfhundert Künstler um den Preis kämpfen, und da kann doch der Neid nicht wegbleiben. Ich habe auch schon eilf Zimmer gemietet, damit man sich doch ein bißchen ausbreiten kann.

HASS. Der Neid ist doch ein erbärmlicher Wicht, da ist der Haß ein anderer Mann. Ich will hier bleiben, ich will ihnen einen Strich durch die Rechnung machen.

NEID. Bruder, wenn du das imstande wärst –

HASS. Warte, hier kommt mein Spürhund.[180]


Quelle:
Ferdinand Raimund: Sämtliche Werke. München 1960, S. 180-181.
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