[331] Astragalus allein.
ASTRAGALUS.
Wohl soll in der Geister Walten
Lieb und Großmut mächtig schalten,
Und ihr Wesen hoher Art,
Wo sich Kraft und Freiheit paart,
Soll, befreit von irdschem Band,
Schwingen sich an Äthers Rand.
Doch, so wies im Menschenleben
Bös und gut Gesinnte gibt,
Jener haßt und dieser liebt:
So ists auch in Geistersphären,
Daß nicht all nach oben kehren
Ihr entkörpert Schattenhaupt,
Und, des hehren Sinns beraubt,
Auch der Böse schaut nach unten,
An die finstre Macht gebunden.
Und so wird der Krieg bedinget,
Der die Welt mit Leid umschlinget,
Der die Wolken jagt durch Lüfte,
Der auf Erden baut die Grüfte,
Der den Geist gen Geist entzweiet,
Der dem Hai die Kraft verleihet,
In des Meeres Flut zu wüten,
Der dem Nordhauch schenkt die Blüten,
Der den Sturm peitscht gegen Schiffe,
Daß zerschmettern sie am Riffe,
Der die Menschen reiht in Heere,
Daß sie zu des Hasses Ehre[331]
Über ihrer Brüder Leichen
Sich des Sieges Lorbeer reichen –
Doch ich liebe Geisterfrieden,
Bin dem Menschen gut hienieden,
Hause nicht in Bergesschlünden,
Laß in freier Luft mich finden.
Hab auf Höhen, glänzend weiß,
Auf des Gletschers kühnstem Eis,
Mein kristallnes Schloß erbaut,
Das der Sterne Antlitz schaut.
Und dort blick aus klaren Räumen
Auf der Menschheit eitles Träumen
Mitleidsvoll ich oft herab.
Doch wenn ich am Pilgerstab
Manch Verirrten wandern sehe,
Steig von meiner wolkgen Höhe
Nieder ich zum Erdenrunde,
Reich ihm schnell die Hand zum Bunde
Und leit ihn mit Freundessinn
Zum Erkenntnistempel hin.
Ab.
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Der Alpenkönig und der Menschenfeind
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