Kapittel 22

[488] Wat de Kopernikus von de Kunst verstunn, un worüm ick mi mit em in 'ne düstere Käk scheiten süll. Wat en richtigen Nahtusch is, un worüm ick in Fru Bütow'n ehr Emmer kik. Trostlose Insicht in dat Emmer un in minen Geldbüdel. De Kapteihn un ick leggen 'ne vollständige Hollänneri an.


Ick gung nu in mine Kasematt un fung bi den Transparenten an. Ick malte, dat dat man so stöwen ded, von't ein Licht in't anner – denn de Dag' wiren man kort –, ick sned mit en stumpes Dischmetz in de dickste Papp herüm, dat ick Quesen in beide Hän'n hadd, un tauletzt was't denn ok schön so wid farig, bet up de beiden Engels: »Franzos'«, frag ick, »meinst du, dat ick sei mit 'ne Posaun oder ahn 'ne Posaun maken sall?« – »Je«, seggt hei, »dat kümmt up de Backen an; willst du sei mit Plusterbacken malen, denn hüren sick Posaunen, för smallbackte möten äwer kein.« – De Sak hadd ehren Grund, un ick stah noch so in Bedenken, wat för mi lichter wir, mit smalle Backen oder mit Plusterbacken, dunn kümmt de Kapteihn herin. »Charles, hast du dir's überlegt?« – »Ne«, segg ick, »ick bün dor noch grad bi.« – »Na«, seggt hei, »willst du denn eine gründliche Milchkur anfangen oder nicht?« –[488] »Ih, doran heww ick noch gor nich dacht!« segg ick, »ick judizier hir blot doräwer, ob hir en por Posaunenengel hübscher kleden würden oder en por gewöhnliche.« – De Kapteihn dacht jo wull nu wedder, ick wull äwer em minen Spektakel bedriwen, hei gung falsch ut de Dör un smet sei achter sick tau.

Den annern Dag bün ick denn wedder düchtig dor un mal mine Engels; de Franzos' kickt mi äwer de Schuller: »Weitst du wat?« seggt hei, »din Engel sünd so wid recht rund un nüdlich, äwer de Posaunen sünd tau kort!« – denn wi wiren äwer Posaunen einigworden. – »Dat seggst du woll«, segg ick ärgerlich, »wo sall't herkamen? För so'ne lange Musik heww ick keinen Rum.« – Indem kümmt de Kapteihn wedder rin un fröggt, as hei min Bild süht, worüm ick de beiden ollen lütten Gören mit en Postilljonstrumpet makt hadd? – »Dat is dat richtige Wurd«, seggt de Franzos'; »äwer an so'n Trumpet hüren sick noch Troddeln.« – »Makt mi den Kopp nich warm!« segg ick, »hei rokt mi so all von all dat Bedenken.« – »Dorüm kam ick ok nich«, seggt de Kapteihn, »ick wull di blot fragen, wo vel sall ick denn för di bestellen?« – »Wat bestellen?« frog ick. – »Melk«, seggt hei. – »Ei wat!« segg ick, »fohr mi hir nich mit so'ne Fragen in de Kunst rinne, frag' den Erzbischoff, de weit mit so'ne Saken Bescheid!« – »Mit di is ok nich tau reden«, seggt hei un geiht sin Weg'.

Nu hadden sei mi mit de Troddeln 'ne Flöh in't Uhr set't, un wenn ick ok recht gaud wüßt, dat för gewöhnlich de Engels ahn Troddeln afmalt warden, so geföll mi dat doch, denn up de Wis' hadd ick de schönste Gelegenheit, mit rechte bunte Kalüren en beten tau spillunken. – »Franzos'«, segg ick, »meinst du, ick sall mine meckelnbörgschen Landsfarben, blag, rod un gel, nemen?« – »Bewohr uns«, seggt hei, »du möst swart, rod, gold nemen, denn dorüm sitt wi jo. Un denn möst du de beiden lütten Knaben middwarts noch mit 'ne Scherf verseihn, denn so is't en beten tau schanierlich.« – Dorin hadd hei recht, äwer dat hei wull, ick süll de Scherf swart un witt up Preußsch malen, dorin hadd hei unrecht, denn dat hadd[489] allmeindag' nich kledt – hir bröcht ick mine meckelnbörgsche Landsfarben an, denn preuß'sche Leutnants wull ick jo nich malen, un wil hinnenwarts noch Rum was, let ick de Enns lang hängen. – Nu stellte ick Lichter dor achter, un wil ick nu de beiden ollen lütten Jungs mit blage un witte Flüchten malt hadd, so wiren sei denn ok würklich so bunt as en por Pagelunen. – De Franzos' säd, sei wiren prächtig, un as wi nu beid' dorvör stahn un uns freuen, kümmt de Unglücksvagel von Kapteihn mit den Kopernikus heruppe un seggt: »Du, ich habe ihn gefragt.« – »Wen?« segg ick. – »Den Erzbischoff«, seggt hei. – »Na, wat seggt de tau de swart, rod, gollenen Troddeln un de Scherf?« – »Acht bis zehn Quart, meint er«, seggt hei un kickt min Wark gor nich an. – »Minentwegent!« segg ick, »minentwegent sösteihn!«, un ick arger mi, dat hei bi all sine Leiw' för dat weibliche Geslecht ok gor keinen Kunstsinn hett.

Dunn kümmt dat olle schulsche Krät von Kopernikus ranne un bekickt sick dat. – »Na?« frag ick. – »Ih ja«, seggt hei, »aber ein bißchen zu bunt; ich vermisse die Harmonie der Farben, und die Engel scheinen mir im Verhältnis zu klein.« Dat was mi denn doch tau stripig, en Kirl, de knapp dat Militörmat hadd, de säd von »zu klein«? – En Kirl, de gel un gräun in't Gesicht utsach, säd von »Harmonie der Farben«? – »Kopernikus«, segg ick, »du weitst, ick bün en Lamm – en wohres Lamm! – Äwer wenn en Lamm maudwillig up de Tehnen peddt ward, denn is't all mit dat Lamm! Ut di sprekt de gelgräune Afgunst, du kannst so'n Transparent nich malen, du kannst dat morgen nich uphängen; äwer ick kann dat!« Un dormit nem ick den Franzosen unner den Arm, gah mit em up un dal un segg: »Franzos', wat will'n wi uns äwer den Minschen argern?« – »Charles«, seggt de Kapteihn, »Charles! – Ich bitt dich, beruhige dich, es war wirklich nicht so bös gemeint!« un geiht ok mit mi up un dal, un de Kopernikus steiht dor, kickt dat Bild an un will mi antwurten, äwer hei kann't nich – ne, hei kann't nich. – »Charles«, seggt de Kapteihn, »bleibt es im übrigen bei deinem letzten Wort?« – »Ja«,[490] segg ick un rit mi von em los, »und wenn auch das noch durchgemacht werden soll, so wird es durchgemacht!« Dunn geiht de Kapteihn nah den Kopernikus, nimmt em bi den Arm un geiht mit em af, dreiht sick äwer in de Dör noch üm un seggt: »Charles, morgen nachmittag kriegst du Bescheid.« – »Schön!« segg ick, »schön!« un pust dorbi as 'ne Adder.

»Na, dit ward 'ne schöne Geschicht!« seggt de Franzos', as sei weg sünd, »du als Jenenser wardst up Stoß losgahn willen un hei als Hallenser up Hieb, un wo willt ji Waffen krigen?« – »Is mi ganz egal«, segg ick. – »Dat einzigst wir noch Pistolen, de kregen wi woll dörch den Füerwarksleutnant«, seggt hei. – »Is mi ganz egal!« segg ick. – »Je, up de Promenad' känt ji doch nich losgahn un hir in de Kasematt ok nich, dat ballert tau dull; de Mäglichkeit wir noch in de Käk; äwer denn müßten wi de Bedden gegen de Dör leggen, dat dat nich schallen deiht.« – »Is mi ganz egal«, segg ick, »äwer in de düstere Käk un denn up drei Schritt?« – »Is 'ne ganz gewöhnliche Förderung bi't Militör«, seggt hei, un hei müßte dat weiten, denn hei was jo Landwehrleutnant. – »Schön!« segg ick, »denn ward in'n Düstern losgahn.«

Ick legg mi nu tau Bedd, äwer dat ick vel slapen heww, kann ick nich seggen. – Pistolen, up drei Schritt, in'n Düstern? – Kinnerspill is dat ok nich! – Ick gah also mit mine Ihr tau Rat. – Beleidigen hadd hei mi wullt – wo kann hei süs von »Harmonie der Farben« reden? – Hadd hei in sinen Lewen all malt? – Wüßt hei, wat bi de Sak vermakt was? – Ick lagg de ganze Nacht un termaudbast mi, un as ick upstunn, was ick noch ebenso klauk, as ick tau Bedd gahn was. – Äwer min Transparent was farig, dat müßt henbröcht warden, de oll Herr General hadd't verlöwt, Fru Bütow'n müßt't dragen, Lewandowsky un ick gungen achter her, un wenn uns einer begegen ded, denn würd't ümmer upstellt as 'ne Dreihördel un Räubergeschicht bi Johrmarktstiden.

As ick weg gung, wull mi Don Juan un de Erzbischoff wedder utkleden, »zivilisieren«, säden sei; ick säd äwer, dornah wir mi hüt nich tau Maud', un gung mine Weg'. Äwer as ick so[491] mit minen Herrn Lewandowsky'n un mine Fru Bütow'n de Alleh lang gah, dunn kümmt dor en wat strammen Togwind, fött mine Fru Bütow'n un minen Transparenten, un wenn Don Juan nich bi Gelegenheit tauspringt, denn sus't jo woll min Transparent mit mine Fru Bütow'n as en Draken dörch de Luft. – Don Juan törnt sei äwer all beid' noch glücklich un helpt uns dat Beist bet in de Husdör un flustert mi tau: »Charles, ick gah mit rin!« – »Minentwegen!« segg ick un segg tau Lewandowsky'n: »Dat hewwen Sei nu doch seihn, wo swer so'n Kretur tau regieren is, wenn de Herr nich mit rin kümmt, ick krig't allein gor nich fast.« – Lewandowsky kek noch rasch mal ut de Dör, ob de Luft rein wir un plinkte dunn Don Juannen tau: »Na, gahn S' man mit rin!«

Wi kemen denn nu ok dwaslings mit dat Ding rinne tau dragen, un Aurelia kamm uns entgegen: »Na?« – »Ja«, säd ick. Un Mutter kamm uns entgegen: »Na?« – »Ja«, säd ick, »farig is't.« – Un nu fung Aurelia mit Don Juannen an, Kumpelmenten tau maken, wil dat hei sick dormit beswert hadd, un Don Juan malte denn nu de mäglichsten Redensorten, un mi kreg Mutter in de Mak un lawte mine Fründlichkeit dörch dat Bredd, un wenn uns' gegensidig Glück pundwis taxiert würd, denn wir ich Don Juannen stark äwerlegen west, denn nich allein Mutter was dicker as Aurelia, ne! ok ehre Kumpelmenten wiren dicker.

Äwer argern ded ick mi nich slicht, denn ick hadd denn doch wahrhaftig de grötste Mäuh dorvon hatt, un nu fischte sick Don Juan dat säute Smolt von mine Arbeit af, un as Mutter röp: »Aurelia, setz die Fenster zu! Ich will Lichter holen, wir wollen's doch gleich probieren«, un nu rute lep, dunn stunn ick mit minen Transparenten in'n Arm in'n Düstern dor un hürte vör mi wat russeln un tusseln. Na, denk ick, dit's en schönen Besäuk! Du steihst hir mit 'ne Hand vull Quesen, un hei drückt jo woll nu 'ne lütte weike Hand?

In desen Ogenblick kamm Mutter rinner, preißlich mit twei Lichter in de Hän'n, un Don Juan stunn dor un hadd en Tügstänner ümfat't un hadd so recht weik un warm Muttern[492] ehren flanellnen Unnerrock in den linken Arm un drückte so zärtlich den Fäutling von Vadern sinen Strump, denn dat listige Ding, de Aurelia, hadd em stats de Hand ehr Knüttüg henreckt, indem dat sei grad' för ehren leiwen Vatting noch en por warme Strümp tau Wihnacht knütten ded.

Mutter fung denn nu hell an tau lachen, denn ick stunn dor as en Wapenlöw' an den Transparenten un Don Juan as Vagel Grip an den Tügstänner; un dat oll lütte Krät von Aurelia lachte in Muttern ehr fettes Lachen so hell un säut mit mang, as wenn mang Swinsmolt Bursdörper Appel bradt warden.

Ditmal gung dat meistendeils up Don Juannen sinen Schalm, äwer't wohrt nich lang', dunn süll't up minen Seelsack los gahn. – De entfahmte Transparent würd up- un de Lichter dorachter stellt – un nu kikt jug mal eins an, wat en Minsch mit Äwerleggung un Kunst tausam katern kann! – Ick kek't Ding nich an, denn ick wüßt jo, wo't sick utnemen müßt, un as ick nu mit den Rüggen gegen min Makwark stah un de Geschicht anfung utenanner tau setten as Künstler, geiht en Lachen los: Mutter lacht fett, Don Juan frech, un dat Krät, de Aurelia, liblich! liblich, äwer de Maßen leiwenswürdig! äwer för mi nichtswürdig verdreitlich. – Ick seih mi vörwarts an: hest du wat an di? – Ne! – Ick will mi hinnenwarts bekiken, hewwen sei di in'n Düstern en Zopp ansteken? – Ach du leiwer Gott! As ick mi äwer de Schuller kik, krig ick denn min Kunstwark tau seihn, un mine beiden Posaunenengel kiken mi mit de kläglichste Min' an, jeder von ehr hadd en groten swarten Snurrbort!

Dat hett de Hallunk, de Kopernikus, dahn! – »Don Juan«, segg ick, »du weißt, was vorgekommen ist, ist dieser Schnurrbart nicht ein Nachtusch von dem Kopernikus?« – Ja, säd hei, dat wir hei mit Recht. – Ick spring up den Transparenten los, rit em dal un will em denn nu all mit beide Beine bearbeiten, dunn fohrt Mutter mi entgegen: »Herr, hab ich's Ihnen nicht gesagt, Sie sollten die Engel fortlassen?« – Ick kihr mi äwer nah Aurelia'n üm: »Sie lieben ihn? – Sie lachen über mich? – Fräulein, den Vogel, der am Morgen so schön singt, frißt am[493] Abend die Katz! – Ich empfehle mich Ihnen!« Dormit gah ick ut de Dör, un Don Juan un Lewandowsky dragen den Transparenten achter mi her.

Ick kam tau Hus an, de beiden set'ten den Transparenten recht behutsam an de Wand, un ick gah glik nah en Pott mit Keinruß, stipp minen Pinsel rin; dunn kümmt de Franzos': »Na?« seggt hei. – »Ja«, segg ick un strik de ganzen Engels mit en Keinrußpinsel äwer. – Nu will ick ok all de beiden de Trumpeten mit de Troddeln äwerstriken, äwer dat led de Franzos' nich: »Holt!« säd hei, »de lat stahn, de maken sick tau schön.« – »Ei wat!« segg ick, »ick bün in'n Stan'n un strik de ganze Pastet äwer.« – »Wo so?« seggt hei. »Morgen is de Hochtid, verspraken hest du't, krigst du bet morgen en nigen farig?« – Dat was wohr, un as ick noch so in min gallig Bedenken stah, kümmt Fru Bütow'n rin un set't en Emmer an de Dör dal un seggt, so'n groten Pott hadd sei nich hatt, un't Emmer müßt sei ok ball wedder hewwen, un hir! – un gaww mi en Zeddel – de wir von den Kapteihn.

»Haha!« segg ick, »Franzos', nu rögt sick wat. Äwer is dat en Kummang, Fru Bütow'n tau'n Kartelldräger tau maken? – Da!« segg ick, »dat's din Sak«, un gew den Zeddel an den Franzosen. – De nimmt den Zeddel un les't un fangt ludhals' an tau lachen: »Na«, segg ick falsch, »lächerlich is de Sak nu grad ok nich. – Les'!« – Un hei fangt nu an: »Lieber Charles! Acht Quart täglich, das Quart einen Silbergroschen, macht auf einen Monat grade acht Taler. – Da wir nun anständigerweise beim Herrn Major vorausbezahlen müssen, so bitte ich mir das Geld noch heute aus. – Dein usw. – Nachschrift: Ich denke, wir fangen mit acht an, wir können ja später bis auf zehn oder zwölf steigen.«

»Himmlischer Vater!« raup ick, »wat's dit?« un lop an dat Emmer ran un kik rinne – luter Melk! binah bet baben vull Melk! – »Na«, segg ick, »dor slag sick doch Höppner'n sin Deuwel mang! – Un dat sall ick all betahlen?« – »Ja«, lacht de Franzos', »un sallst't ok all utdrinken! – Un nah mine Meinung wir't woll am besten, du makst di glik dorbi, denn[494] süs wardst du hüt mit din Sak nich prat.« – »De Kapteihn is nich klauk«, segg ick, »un du ok nich.« – »Ja«, seggt hei, »äwer seggt hest du't. – Hei frog di noch utdrücklich, ob dat bi din letztes Wurd blew? un du sädst: Ja.« – »Ja, ick meinte mit den Kopernikus.« – »Un hei meinte mit de Melk. Un dat beste is, du fangst dorbi an.«

Ne, wo's't mäglich? Dor satt ick nu, ick süll en ganzen Monat lang acht Quart Melk däglich utdrinken un acht Daler vörut betahlen, un dat all, wil de ßackermentsche Kapteihn sick in den Majur Martini'n sine Dochter verleiwt hadd! – Ne! leiwer noch up drei Schritt Pistolen in 'ne düstere Käk!

Ick halte minen gottserbärmlichen Geldbüdel ut den Kuffert herut un äwerschot min Vermägen. – Je ja, je ja! allens in allen – dat lütt Schurr-Murr ingerekent – knapp drei Daler. – »Franzos'«, segg ick, »hest du Geld?« – »Ja«, seggt hei, »äwer bruk ick sülwst.« – Hm – brukt hei also sülwst. Dat was afbluckt. – »Franzos'«, segg ick, »Melkdrinken sall ungeheuer gesund sin.« – »Dor strid ick gor nich gegen«, seggt hei. – »Will'n wi nich mit de Melk halw Part hollen?« – frag ick. – »Ne!« seggt hei un grint mi an, »sörre de Tid, dat ick nich mihr von dine verdammten Gerichten et, bün ick mit mine Gesundheit sihr taufreden.« – Hm! – Is mit sine Gesundheit sihr taufreden. – Dat was also ok afbluckt. – »Süh!« seggt hei un lacht so spöttischen, »mit di is dat wat anners, du hest in de letzte Tid so vele nüchterne Kalwer vertehrt, de ehr Recht mit de Melk nich kregen hewwen, wenn du nu de Melk ehr nahgüttst, denn kümmt allens wedder in de Reih.« – »Sall'ck mi an di hir noch vel argern?« raup ick. »Ut einen Lock möt de Voß herut«, un lop nah den Kapteihn dal.

De sitt nu vör 'ne grote Schöttel mit Melk un ett so nührig, un as ick rin kamm, röpt hei mi so recht heldenmäudig tau: »Charles, ich bin schon dabei!« – »Dat seih ick«, segg ick un sett em nu utenanner, dat mi dat tau vel Melk un tau vel Geld wir; äwer dor kamm ick schön an: hei hadd dacht, säd hei, dat hei mit en Mann von Wurd tau dauhn hadd. – Nu kunn ick em dat gor nich utenanner setten, dat dat Ganze en[495] Mißverständnis wir, denn de Kopernikus satt dorbi un grinte uns an. – Je, du Krät! Du süllst man de Melkkur bruken, dat »die Milch der frommen Denkart« dat »gärende Drachengift« in di verwandeln ded. – »Na«, segg ick denn endlich, »denn helpt dat nich, äwer de Majur möt pumpen!« Un dormit gah ick ut de Dör. – »Das tut er nicht«, röppt de Kapteihn mi nah. – »Denn behölt hei sin Melk!« raup ick noch mal in de Dör rinne un gah verdreitlich nah baben un quäl mi en schönen Posten Melk rin in dat Liw – äwer, äwer! wat ick ok haspeln ded, dat En'n wull nich ran.

Den annern Morgen fung ick all tidig an, in dat Melkgeschäft tau gahn; äwer't was 'ne pure Unmäglichkeit. De Resten würden ümmer gröter, un wenn ick dachte nu wardst du ehr Herr, denn kamm Fru Bütow'n wedder mit frischen Nahschub. All min Schötteln un Pött un Tellers stun'n vull Melk. – Unnen was't grad so, un as ick dörch den Kapteihn sin Kasematt gung, dunn stunn Fru Bütow'n ganz kurlos dor un säd: Sei wüßt't ok nich, wo't warden süll, denn hir wir't noch düller as baben. – De Franzos' un de Kopernikus, de uns nu hadden schön helpen kunnt, leten sick up nicks in un hägten sick äwer unsere Verlegenheit, un de Kopernikus hadd jo tau den Kapteihn mal seggt, wenn hei nu noch en groten Pott vull Honnig köpen ded, denn wiren wi vullstännig in'n Gelobten Lan'n.

De Kapteihn was mi falsch, wil dat ick nich betahlen ded, äwer dat Unglück bringt de Minschen tausam, un wi seten in datsülwige Unglück. Den drüdden Dag, as de Melkbescherung von Fru Bütow'n wedder los gung un hei mi sine Not klagte, säd ick: »Weitst wat, Kapteihn? Ümmer praktisch! säd de Düwel. Wi will'n bottern un Kes' maken.« – »Wo so?« fröggt hei. – »Dat will'ck di seggen«, segg ick, »ut den Rom mak wi Botter un ut dat anner Kes'. En Botterfatt hewwen wi nich; äwer wi bottern in 'ne Buddel. Wi schüddeln so lang', bet dat Botter ward, un't Kes'maken is noch lichter, taum wenigsten makt dat weniger Arbeit.« Un ick sett em dat allens nah Kunst un Wissenschaft gelihrt[496] utenanner, wo un worüm dat so un so makt ward, as ick dat ut de ratschonelle Landwirtschaft von oll Thaeren-Vatting un von min Tanten Schäning lihrt hadd, un segg denn tauletzt: »Blot de Kes'büdels! Wo nemen wi twei Kes'büdels her?« un gah an minen Kuffert un seih minen Linnenschatz nah. – Je 't was doch all man schad, un denn müßt't irst neiht' warden. – »Holt!« seggt de Kapteihn, geiht dal un kümmt mit 'ne engelsch ledderne witte Hos' ruppe. – »Süh hir! Sei is ganz heil un rein, äwer ick kann sei nich mihr dragen, wil dat sei mi unnen tau kort un baben tau eng worden is.« – »Prächtig!« segg ick, »un nu bruken wi nich tau neihen un nicks, wi sniden de beiden Beinlings knas af, binnen sei unnen tau, un baben füllen wi in.«

Quelle:
Fritz Reuter: Gesammelte Werke und Briefe, Band 4, Rostock 1967, S. 488-497.
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