Kapittel 29

[421] Worüm eigentlich Gottlieb wählt würd un Jung'-Jochen 'ne Gornwin'n vörstellte. Dat de Petisten gor nich tau trugen is. Worüm Fru Pastern nich nah de Hochtid gung un doch hengung. Wo licht sick einer den Düwel verschriwen kann, un wo licht einer üm all sine Pött un üm den Preisteracker kamen kann. Worüm Pomuchelskopp unsern Herrgott ganz irnstlich frog, wat noch Gerechtigkeit in de Welt wir, un worüm hei Axeln en beten pisacken ded. – Bräsig giwwt den jungen Herrn von Rambow en gauden Rat, und de stött em taum Dank dorför vör de Bost.


In Jochen Nüßlern sinen Hus' was idel Freud' un Lust: Gottlieb was wählt, was tau 'n wirklichen Preister wählt, un wen hadd hei dat vör allen tau verdanken? Wen anners as unsen ollen braven, einfachen Pomuchelskopp; de gaww den Utslag. – »Häuhning«, säd uns' oll gaud Fründ in de Kirch un rekente, wildeß de drei jungen Preister-Kannedaten up de Kanzel in Angst un Bangen tau Strid' jogen un ein jeder up sine Ort mit Gotteswurd nah de Preisterstäd' smet, »Häuhning«, säd hei, as Gottlieb tauletzt slot un sick den bittersuren Sweit von dat blasse Gesicht wischte, »Klucking«, säd hei, »wi wählen dissen; dit is de Dummst.« – »Wenn't man gewiß is«, säd sine leiwe Fru, »wo will ein Schapskopp den annern taxieren?« – »Küking«, säd Pomuchelskopp un äwerhürte sine leiwe Fru ehre Anspelung un Pikanteri ganz un gor; villicht wil hei't so gewennt was, villicht wil Gottlieben sine Predigt em rührt hadd, denn Gottlieb hadd äwer den Text predigt: »Vergebet euren Feinden.« – »Häuhning, der erste, der mit das rote Gesicht, is en Sohn von den ollen Pächter Hamann, un Art läßt nich von Art, du sollst sehen, der wirtschaftet selbst; und der zweite, süh, das ist ein Filuh, Gustäwing hat ihn gesehen, wie er sich kurzfertig den Acker besehen hat, und den Pasterkutscher hat er gefragt: wer die Pasterscheune zu erhalten hätte, das Ding wollte ja einfallen. – Mit den beiden ist das nichts; der Rektorsohn, das ist unser Mann.« – »Wer falsch rekent, rekent tweimal«, säd Häuhning. – »Ich verrechne mich nicht«, säd Pomuchelskopp, »der Herr von Rambow und Nüßler haben schriftlich der Sache entsagt, selbst kann der junge Mensch nicht wirtschaften, dazu[422] ist er zu dumm, und einen Unterpächter brauch' ich nicht zu leiden; er muß den Acker an mich verpachten, und ich hab's in der Hand, ich kann ihm sagen: dafür! und mehr nicht en Schilling!« – Un so würd denn nu Gottlieb wählt, denn binah alle Stimmen felen up em, blot en por olle Daglöhners ut Rexow wählten ehren Herrn, Jochen Nüßlern. 't was äwerst en blotes Verseihn, indem dat sei glöwten, 't wir egal, 't blew jo doch in de Fründschaft.

Un in Jochen Nüßlern sinen Hus' was idel Freud' un Lust, un de beiden lütten Druwäppel swemmten in hellen Sünnenschin 'ne klore Bäk hendal, de was bet an den Rand vull Hoffnung un Utsichten, un küselten sick üm enanner rümmer, un Mining swemmte ümmer lustig mit ehr Swester, obschonst dat ehr sülwst gor nich angung. – Äwer en lütten persönlichen Grund hadd sei doch tau dat Swemmen, ehr Vatting, Jung'-Jochen, was eins Dags taurüggkamen von den Fell'n un hadd seggt: dat ewige Wirtschaften grep em denn doch tau sihr an, hei wull, Rudolf wir so wid; dorup hadd denn Mutting frilich seggt: wat hei sick nich schämen ded, hei wir jo noch en jungen Kirl; un dunn hadd Vatting frilich seggt: na, denn wull hei jo ok wider wirtschaften; äwer't was doch all de Anfang von de endliche Seligkeit, un't Ding hadd jo doch all en Haken, wo sick de Hoffnung anknüppen let. – Bi Lining was jo nu äwer allens in Reih un Richtigkeit, un de Utstür würd beschafft, un in Fru Nüßlern ehre Wahnstuw' sacht't ut, as in en Spinnhus un 'ne Bomwullenfawerik: hir würd spunnen un dor würd knüt't, hir würd neiht un dor würd stickt un drelliert un haspelt, un Klugens würden upwunnen un wedder afwunnen, un ein jeder hadd sin Deil, ok Jung'-Jochen un Jung'-Bauschan; Jung'-Jochen würd as Gornwin'n vernutzt un satt mit de Pip in den Mun'n stiw dor un höll de Arm tau Höcht mit 'ne Fitz Gorn, un sine Fru stunn vör em un wickelte de Fitz af, un wenn hei glöwt', nu hadd hei 'ne lütte Verlöschung, denn kamm Lining un denn Mining, un hei was en slagen Mann; äwer ok Jung'-Bauschan hadd sin Deil, em würd ümmer up deTehnen[423] peddt, un keiner hett mihr dese Hochtid verflucht as Jung'-Bauschan, bet hei sick tauletzt ganz von de Sak taurüggtrecken ded un sogor den Meßhoff för en behaglicher Flag estimierte as 'ne Stuw', wo 'ne Utstür utrüst't ward.

»So«, säd Fru Nüßlern eines Abends un läd de Hän'n in den Schot, »Bräsig, minentwegen kann morgen all Hochtid sin, ick bün prat mit allens.« – »Na«, säd Bräsig, »denn machen Sie Anstalten, denn der Petist un Lining werden auch woll so weit prat sein.« – »Ach, Bräsig, wat reden Sei! De Hauptsak, de fehlt jo doch noch; de Regierung hett jo tau de Parr noch nich ehren Semp gewen. – Wo heit dat Ding noch?« – »Haha, ich weiß. Sie meinen die Vokatschon, wie sie's for gewöhnlich nennen, ich halte aber Vokativus for richtiger, indem der sel' Paster Behrends in meine jugendliche Jahren ümmer Vokativus sagte.« – In desen Ogenblick kamm Kutscher Krischan in de Dör rinne: »Gun Abend, Madamming, un hir sünd ok de Zeitungen.« – »Sünd kein Breiw' up de Post west?« frog Fru Nüßlern. – »Ja«, säd Krischan, »en Breiw was ok dor.« – »Worüm hett Hei denn den nich mitbröcht?« – »Ne«, säd Krischan un smet dat wid weg, as kunn hei sick so'ne Dämlichkeit denn doch nich tau Schulden kamen laten, »dat was jo en Sündengeld, wat sei dorför födderten, un ick hadd ok so vel gor nich bi mi.« – »Na, wat süll hei denn kosten?« – »Je, nu seggen S' man mal: acht Daler! Un sei säden jo, dor leg en Postvörschubb oder en Postvörschuß oder so wat up, genaug, mit en Postvörspann was hei ankamen, un an den jungen Herrn, wat uns' Brüdjam is, was hei.« – »Mein Gott, Krischan, so'n düren Breiw! Von wen künn denn de woll sin?« – »Weiten dauh'ck't«, säd Krischan, »äwer seggen dauh'ck't nich«, un kek Bräsigen dorbi an. – »Vör den Herrn Entspekter kannst du allens seggen«, säd Fru Nüßlern. – »Na, denn minentwegen!« säd Krischan, »hei was von en Frugensminsch, den Namen heww ick äwer vergeten.« – »Mein Gott!« rep Fru Nüßlern, »von en Frugensminsch! an minen Swigersähn! un denn acht Daler!« – »Kommt allens vor!« säd Bräsig,[424] »kommt auch bei die Petisten vor!« – »Ja, 't kümmt all vör!« säd Krischan un wull ut de Stuw' herut. – »Krischan«, sprung Fru Nüßlern up, »Hei möt jo morgen wedder nah Rahnstädt mit den Roggen, frag' Hei doch mal ganz genau nah den Namen, un acht Daler will ick em gewen, den Breiw möt ick hewwen.« – »Schön, Madamming«, säd Krischan un gung ut de Stuw', »dat will'n wi woll krigen.« – »Bräsig«, rep Fru Nüßlern un smet sick in den Korflehnstauhl taurügg, dat dat oll Worm ordentlich stähnen würd, »wat hett min Swigersähn mit en Frugensminsch tau dauhn?« – »Weiß ich nicht!« säd Bräsig, »is mich gänzlich unbekannt, indem ich mich nie um Heimlichkeiten bekümmer'. Hork an't En'n, sagt Kotelmann, morgen kriegen wir's zu wissen.« – »Ne«, rep Fru Nüßlern, »dese Gottlieb, dese stille Minsch!« – »Die Petisten is gar nich zu trauen«, säd Bräsig, »trau keinen Jesuwiter nicht!« – »Bräsig«, rep Fru Nüßlern, un de oll Stauhl schreg lud' up, as sei upsprung, »steckt hir wat achter, denn nem ick min Kind wedder trügg. Hadd Rudolf dat dahn, denn künn ick em dat vergewen, denn hei is en rug' Fahlen un hett ok kein Hehl dorin; äwer Gottlieben? – Ne, meindag' nich! Wer sick so heilig anstellen un verstellen kann un denn so'ne Stücken utäuwt – de bliw mi von den Wagen! de bliw mi von den Liw'! mit so'n Minschen heww ick nicks tau dauhn!«

Un as Gottlieb des Abends tau Disch kamm, kek em sine taukünftige Swigermutter von alle Siden an, as wir sei en Ladendeiner, un einer wull ehr mit en falschen Gröschen beschummeln. – Un as Gottlieb nah Disch Lining bed, sei süll em en Glas frisch Water nah sin Stuw' ruppe bringen, säd sei, Lining hadd wat anners tau dauhn, un as Gottlieb sick nu an Mariken, dat Stuwenmäten, wendte, säd Fru Nüßlern, hei süll man sülwst nah de Pump hengahn, hei hadd just so wid dorhen as Marik. Un so treckte sei in aller Geswindigkeit en ordentlichen Zauberkreis üm em rüm, äwer den kein Frugensminsch räwer kamen kunn.

Den annern Middag, as allens bi Disch satt, kamm Kutscher[425] Krischan in de Dör un winkte Fru Nüßlern: »Madamming, oh, up ein Wurd.« – Un Fru Nüßlern winkte Bräsigen, un de beiden ollen Leiwslüd' gungen mit Krischanen nah de Del rute. – »Na?« frog Fru Nüßlern. – »Hir is hei«, säd Krischan un halte en groten Breiw ut de Westentasch herut, »un den Namen von dat Frugensminsch weit ick ok.« – »Na?« frog Fru Nüßlern wedder. – »Je«, flusterte Krischan heimlich in Fru Nüßlern ehr Uhr rinne, »Mine heit sei mit ehren Vörnamen, un Sterijum ward woll ehr Vadersnamen sin.« – »Wat? – Mine Sterium heit sei?« rep Fru Nüßlern. –»Hoho!« rep Bräsig un ret Fru Nüßlern den Breiw ut de Hand, »das kommt von die Ungebild'theit mit ausländische Namens, das ist ja die Vokatschon von's Ministerium«, un ret de Dör up un bröllte in de Stuw' rin: »Hurra! Sie oller Petist, Sie! Hier ist's, und ander Woch' ist Hochzeit!« – Un Fru Nüßlern föll den ollen Gottlieb üm den Hals un küßte em un rep: »Gottlieb, min leiw' Gottlieb, ick heww di en grotes Unrecht dahn, lat man sin, Gottlieb, Lining sall di ok alle Abend Water ruppe bringen, un wenn du willst, sall ok de Hochtid sin.« – »Mein Gott«, rep Gottlieb, »was ist denn ...?« – »Ne, Gottlieb, seggen kann'ck't di noch nich: dat is mi tau schanierlich; äwer wenn du drei Johr verfrigt büst, denn will'ck't di allens vertellen.«

Un de Hochtid würd hollen, un dorvon let sick vel vertellen, wo Mining mit ehr Swester Lining bitterlich nah de Tru weint hewwen, wo Gottlieb ordentlich smuck utsach, as Lining em achterwarts de Radnägel ut den Nacken scheert hadd, wo Fru Nüßlern einen jeden, de ehr in den Weg kamm, versekern ded, sei fäuhlte ehre Beinen gor nich, womit sei wider nicks seggen wull, as dat sei sei gor tau sihr fäuhlen ded. – Ick vertell von dese Hochtid äwer gor nicks, as wat ick sülwst seihn heww, un dat is, dat gegen Morgen halwig vir de beiden ollen Frün'n, Jung'-Jochen un Jung'-Bauschan, Arm in Arm up den Sofa legen un slepen.

Hawermann was up de Hochtid, was äwer still; sine Lowise[426] was ok dor, bet in dat bindelste Hart vull Leiw' för ehre lütte Lining, äwer still was sei ok, still selig; Fru Pastern hadd 'ne Inladung utslagen, äwer as de Gäst all dat Hoch up Brud un Brüdjam utbringen deden un Jochen nahgradens ok en Wurd reden wull, gung de Dör up, un Fru Pastern kamm in ehr swartes Witwenkled rinne in de helle Hochtidsfreud' un föll Lining üm den Hals un säd: »Ich gönne es dir, ich gönne es dir von Herzen; und magst du so glücklich dort sein, wie ich es gewesen bin. Du bist nun die Nächste dazu!« Un küßte sei un strakte sei un dreihte sick snubbs! üm un gung ahn Gruß bet an de Dör; dor rep sei: »Hawermann!« – Sei hadd't nich nödig hatt, hei stunn all bi ehr, un as sei in den Wagen stegen was, satt hei all bi ehr, un sei führten nah Gürlitz.

In Gürlitz stegen sei ut den Wagen – de Pasterkutscher Jürn müßte hollen – un gungen up den Kirchhoff un hadden sick an de Hand fat't un keken up en gräunes Graww, wo bunte, helle Blaumen drup wüssen, un as sei weggungen, säd de lütte Fru Pastern mit en deipen, deipen Süfzer, as wenn einer en Beker bet up de Grund utdrunken hett: »Hawermann, ich bin fertig«, un steg in den Wagen, un Hawermann führte mit ehr nah Rahnstädt. – »Luise weiß Bescheid«, säd sei, »sie besorgt mir morgen die Sachen hierher.« – Un sei gungen tausam dörch dat nige Hus, un de lütte Fru Pastern dankte em un küßte em för sine Fründschaft, dat hei't all so hadd inrichten laten, as't in Gürlitz west was, un kek ut dat Finster rute un säd: »Ja, alles, alles, aber kein Grab!« – Un 'ne lange Tid hewwen sei tausam ut dat Finster seihn, dunn drückte Hawermann ehr de Hand un säd: »Frau Pastorin, ich habe eine Bitte auf dem Herzen, ich habe dem Herrn von Rambow gekündigt und gehe diesen Weihnachten dort ab; können Sie mir oben das Giebelstübchen abtreten und wollen Sie mich an Ihrem Tisch aufnehmen?« – Ach, sei hadd woll vel fragt un vel redt, wenn de Ogenblick nich so rührsam west wir; sei säd för dit Mal nich mihr, as: »Wo Luise und ich wohnen, sind Sie stets der Nächste dazu.«[427]

Ja, so is dat nu einmal in de Welt, wat den einen Freud' is, is den annern Weihdag', un Hochtid un Graww liggen dicht tausam, un doch is de Afstand vonenanner düller as Sommerhitt un Wintersküll; äwer't giwwt 'ne wunderschöne Ort von Minschen in de Welt – säukt sei man, tau finnen sünd sei –, de Ort wölwt wunderbore, tau den Hewen stigende Brüggen von ein Hart tau't anner äwer de Afgrün'n, de de Welt reten hett, un so 'ne Brügg bugten de beiden lütten run'n Pasterfrugens, Lining von Rexow tau un Fru Pastern von Rahnstädt tau, un as sei den Slußstein grad äwer dat Pasterhus tau Gürlitz set't hadden, dunn tründelten sei sick in den Arm un höllen sick so fast anenanner, dat sei bet an ehr Lewensen'n nich mihr lostaubünzeln wiren.

Na, un nu uns' oll Gottlieb! – Hei ded ok sin Ding', hei drog tau dese Brügg flitig Leihm un Kalk tau – hei was jo ok man noch en Handlanger in dat Preistergeschäft; äwer dat möt ick seggen, as hei sine Antrittsred' höll, dunn hadd hei weniger Bedacht up sick as up sinen trugen Vorgänger, den ollen Paster Behrendsen. – »Er legt sich zu was Verständiges an«, säd Bräsig, as hei ut de Kirch kamm, un strakte Lining äwer de Backen un gaww Mining en Kuß. »Die Petisten werden männigmal ganz vernünftige Leute; aber sie sind des Deuwels. – Ich habe einen sehr guten Petisten-Bekannten, das ist der Pastor Mehlsack, ein ordentlicher, netter Mann, der hat sich mit den Deuwel so weit eingelassen, daß er von unsern Herrgott gar nich mehr red't, und was der Pastor da in die liebliche Krakowsche Gegend is, der hat es paddagraphisch ausfündig gemacht, daß dreihundertdreiunddreißigdausend verschiedentliche Deuwel in der Welt herumlaufen, den eigentlichen Deuwel und seine Großmutter gar nicht mit zu rechnen. Und nu sieh mal, Lining, was das for unsereinen for 'ne Unbequemlichkeit is: du setzt dich rneinswegen in Rahnstädt mit gute Freunde bei 'ner Bohle Punsch hin, und du drinkst diese aus und noch eine und noch eine, und an deiner Seite sitzt en Herr in einem braunen Leibrock – denn der Deuwel geht nur in einem braunen Leibrock; das muß er,[428] das is sein Pakt – un red't den ganzen Abend freundschaftliche Dinge mit dir, und wenn du denn 's Morgens aufwachst, steht dieser Herr vor dir und sagt zu dir: ›Schönen guten Morgen, Sie haben sich mir gestern verschrieben‹, und denn zeigt er dir den Klunkfuß, und wenn er höflich is, holt er auch seinen Start zum Vorschein und schlägt dich damit um die Ohren, und damit bist du denn nu sein erbliches Eigentum. – So ist's mit die ehrlichen Petisten, mit die andern is das noch gar zu viel doller.«

Un so was denn Gottlieb mit sin Lining in dat Pasterhus rinne treckt, un Mining was natürlich mit tründelt, un't kamm männigmal vör, dat de oll gaud Gottlieb in'n Schummern Mining ümfot un ehr staats Lining en Kuß gaww; äwer 't blew in de Fründschaft, un 't hadd ok wider keinen Zweck. – Äwer en Zweck hadd dat, as Pomuchelskopp mit sine leiwe Fru un Malchen un Salchen den jungen Herrn Paster up sinen Besäuk 'ne Gegenvesit maken ded. Un dese Zweck was de Preisteracker, un de blage Liwrock mit de blanken Knöp säd tau den swarten: Hei wull den Acker nemen un böd em ungefihr halw so vel, as de Herr von Rambow gewen hadd, un uns' oll brav Häuhning stunn up un säd: dat wir aller Ihren wirt, un 't gung jo nich anners, denn Jochen Nüßlern hadd sick jo all verschrewen. Un de oll Gottlieb stunn nu dor un dienerte vör den blagen Liwrock un wull all »Ja« seggen, dunn sprung Lining as en Ball ut de Sofaeck tau Höchten un säd: »Halt! In der Sache hab' ich denn doch auch ein bißchen mit einzureden. – Da müssen wir doch ordentliche Leute fragen«, un rep ut de Dör: »Onkel Bräsig, komm doch ein bißchen herein!« – Un hei kamm un stellte sick frech un drist in en linnen Kittel vör den schönen blagen Liwrock un frog: »Wo so?« – Un Lining sprung up em tau: »Onkel Bräsig, der Acker soll nicht verpachtet werden. Das wird meine Hauptfreude.« – »Das soll er auch nicht, meine liebe Frau Pasturin Lining«, un bückte sick dal un gaww ehr en Kuß, »ich for meine Person selber will ihn bewirtschaften.« – »Ich brauche hier keinen Unterpächter zu leiden«, rep Pomuchelskopp. –[429] »Sollst du auch nicht – sollen Sie auch nicht, Herr Zamel! Ich werde mir bloß bei dem Herrn Pastor hieselbst als Entspekter behabilitieren.« – »Herr Nüßler hat es mir schriftlich gegeben ...« »Dat du en Schapskopp büst«, säd Häuhning un treckt' em ut de Dör.

»Mein lieber Herr Pastor«, säd Unkel Bräsig un gung mit Gottlieben in den Goren, »diese Anrangierung haben Sie mir nicht zu verdanken, sondern nur Ihrer lieben Frau Lining. Es ist eine würkliche Merkwürdigkeit, wo diese kleinen, unschuldigen Wesen nach der Hochzeit gleich positiver werden. Na, man lasse ihr, sie weiß es vielleicht am besten. – Aber Sie mit Ihrem christlichen Standpunkt von wegen den Maulschellen auf der rechten und der linken Backe, Sie werden mich wol den Haß ausreden wollen, aber ein Haß muß sin; wo kein Haß is, is auch keine Liebe, und die Geschichte von den Maulschellen is for mich ein purer Schwindel. – Ich hasse einmal, ich hasse Zamel Pomuchelskoppen! – Wo? – Wie? – Was? – Er sagt zu Ihnen ›Sie‹, und Sie hätten keinen Haß?« – »Mein lieber Herr Inspektor, dieser ruchlose Grundsatz« – un hei hadd jo nu woll in sine nige Stellung as Paster den Ollen en noch scharperen Sermon hollen, as vördem bi 't Angeln, as taum groten Glück Lining kamm un den Ollen slankweg üm den Hals föll: »Onkel Bräsig, Onkel Bräsig, wie sollen wir dir das vergelten, daß du uns zu Gefallen deine bisherige Ruhe aufgibst?« – »Darüber krepiere dich nicht, Lining, wo en Haß is, is auch 'ne Liebe; aber hast du woll gewahr geworden, wo ich ihn so obenweg bloß Herr Zamel nannte, obschonst er viel vornehmer ›Zamwel‹ getauft is?« – »Sie meinen wohl Samuel«, föll Gottlieb in. – »Nein, Herr Pastohr, ›Samuel‹ is en Judenname, und obschonst er ein würklicher Jude ist, d.h. ein weißer, so ist er doch auf den christlichen Namen Zamwel getauft worden, und seine Frau auf den Namen Karnallje.« – »Onkel Bräsig«, rep Lining un lachte hell up, »was rührst du alles zusammen! Ihr Vorname ist Kornelia.« – »'s is möglich, Lining, daß sie sich auf Stun'ns der Schanierlichkeit wegen so nennen läßt, aber ich hab's mit[430] meine itzigen Augen gelesen. Als dunn der olle Paster zu Bobzin gestorben war und der Küster die Kirchenbücher führen müßt, dunn stand drin: ›Herr Zamwel Pomuchelskopp mit Jungfrau Karnallje Kläterkott‹, denn sie is 'ne geborne Kläterpott, und 'ne Karnallje is sie auch. Aber, Lining, laß ihr; die Art soll uns nicht an den Wagen fahren, und wir drei wollen eine vergnügliche Ehe zu sammen führen, und die kleine Eckstub', die gebt ihr mir, daß ich den Hof übersehen kann, und es müßt mit den Deubel zugehn, wenn der junge Herr Pastohr nicht über Jahr und Tag imstande wäre, seinen Acker selbst zu bewirtschaften. – Aber nu adjes! Ich weiß ein paar ochsbändige Milchküh, die kauf' ich uns vorläufig und denn die beiden Schimmel von den ollen Prebberow, und den alten Paster-Jürn, den behalten wir, denn er ist ein wahres Staats-Infentarium bei Pferd und bei Küh. Und nu adjes!« Un dor gung hei hen, de olle Unchrist, de den Haß nich laten kunn.

Äwer wer hassen will, möt sick ok gefallen laten, dat hei wedder haßt ward; un keiner is desen Dag so haßt worden as Unkel Bräsig.

As de Pomuchelsköpp tau Hus kamen wiren, strigelte un strakte Häuhning den stillen, einfachen Fomilienvader un meckelnbörgschen Gesetzgewer ümmer verkihrt äwer un prikkelte sin armes ridderschaftliches Fleisch mit Durn un mit Nettel, un de ewige Sluß von ehre anzüglichen Redensorten was: »Ja, Kopp, du büst so klauk as en dänsch Pird, kümmst drei Dag' vör'n Regen tau Hus!« – Tauletzt kunn't uns' oll Fründ nich länger uthollen, hei sprung ut sine Sofaeck up un rep: »Malchen, ich bitte dich, hab' ich nicht ümmer für euch gesorgt als ein Vater?« Äwer Malchen kek so wiß in de Rostocker Zeitung, as wenn ehre eigene Verlawung dorin stunn. – »Salchen, kann ich dafür, daß die Welt so schlecht ist?« Äwer Salchen stickte un stichelte so iwrig in dat Fleisch von en lütten Amor rümmer un süfzte, as ded't ehr led, dat ehr leiw' Vating nich de lütt Amor wir; un taum Äwerfluß kamm nu noch Gustäwing rinne und kläterte mit de Slätel an[431] dat Bredd, as wir hei dortau beraupen, desen schönen Fomilienuptritt in 'ne paßliche Musik tau setten.

Äwer wat tau dull is, is tau dull! Wat äwer'n Schruwstock geiht, höllt de minschliche Natur man slicht ut: uns' oll Fründ müßte sine upsternatsche Fomili doch wisen, dat hei Herr in'n Hus' wir, hei lep also ut de Dör un let sei ratlos allein; hei lep in den Goren bet an den Sünnenwiser, äwer wat hülp em dat? – Hei hadd frilich an sin eigen Fleisch un Blaud sine rechtmäßige Gewalt utäuwt, äwer hei sülwst was dordörch nich glücklicher worden, denn vör sinen Ogen lagg de Preisteracker, de schöne Preisteracker. Un dorachter Pümpelhagen, dat schöne, schöne Pümpelhagen, de em beid rechtmäßig taukemen, denn hei hadd för den Preisteracker 2000 Daler Vörschuß gewen, un wovel nich an Slus'uhren, an Daviden un an den Snurrer, den Herrn von Rambow! – Hei kunn den Anblick nich verdragen, hei wendte sick üm un kek up jensid in den blagen Harwsthewen rin un frog sick: wat noch Gerechtigkeit in de Welt wir. Dunn kamm Philipping un treckte em an den blagen Liwrock – denn ut Trotz gegen sin Häuhning hadd hei'n gegen alle Ordnung anbehollen – un säd, de Herr von Rambow wir dor un wull em spreken.

De Herr von Rambow? – na, täuw! – nu hadd hei doch einen, den hei wedder pisaken kunn, de herhollen müßt för all de Qual, de em von sine leiwe Fomili tauflaten was; de Herr von Rambow? – na, täuw! – hei wull all rinner gahn, äwer dor kamm hei jo all sülwst tau em: »Guten Morgen, mein verehrtester Herr Nachbar! nun, wie geht's? – Wollte mich doch mal erkundigen, wie es mit dem Predigeracker geworden ist.« – So? Predigeracker? – na, täuw! äwer jo nich marken laten! Pomuchelskopp kek dat lütt En'n von Näs' lang, wat em de Natur gewen hadd, un säd kein Wurd. – »Nun, wie ist es denn geworden?« frog Axel. – Äwer Pomuchel säd nich Natt un Drög un kek dat lütt En'n von Näs' lang, as güng't in de Milen. – »Mein lieber Herr Nachbar, was ist Ihnen? Es ist doch alles in Richtigkeit, hoff' ich?« – »Das hoff' ich auch«, säd Muchel un wendte sick af un ret en[432] Mellstangen ut de Tüften, »wenigstens der Wechsel über die 2000 Taler mit Ihnen ist in Richtigkeit.« – »Was?« frog Axel verstutzt, »was hat das hier zu tun?« – Täuw man, Axel! – dat kümmt all taurecht; holl man still; hei ward di nu en lütt beting knipen. Wat sin möt, möt sin. – »Sie, Herr von Rambow«, säd Muchel un aust'te noch en beten mang de schönen Mellstangen rümmer un wendte sick dunn düsterrod nah den jungen Herrn herüm, »Sie haben die 2000 Taler und ich den Predigeracker, d.h., ich habe ihn nicht.« – »Mein Gott, Herr Nachbar, Sie waren ja doch so sicher ...« – »Lang' nicht so sicher wie Sie, Sie haben die 2000 Taler – nicht wahr? Sie haben sie doch gekriegt? – und ich«, un hir tillfäut'te hei so mit den linken Bein un pust'te de Würd' so ut den ündelsten Magen herut, »und ich, ich habe en Quark!« – »Aber ...« – »Ach, lassen Sie doch die ›Abers‹, ich habe heute morgen schon ›Abers‹ genug gehört; die Sache handelt sich hier um die Wechsels«, un hei grawwelte an de Taschen rümmer, »ja so! ich habe einen andern Rock an, habe meine Brieftasche nicht bei mir, wo Sie drin stehen. – Vor drei Wochen war einer schon fällig.« – »Aber, mein lieber Herr Nachbar, ich bitte Sie – wie kommen Sie heute grade darauf? Ich kann ja nichts dafür, daß Sie den Acker nicht in Pacht erhalten haben.« – Helpt di nicks, Axel, holl man still! Dauhn deiht hei di noch nicks, hei knippt di blot en beten. – Pomuchelskopp hadd hüt all tau vel von den ßackermentschen Acker hürt, as dat hei sick dormit noch länger bemengen wull, hei äwerhürte also Axeln sine Redensorten un knep wider: »Ich bin ein gefälliger Mann, ich bin ein freundschaftlicher Mann; die Leute sagen auch, ich bin ein reicher Mann, aber so reich bin ich nicht, daß ich mein Geld auf die Straße schmeißen sollte; dazu ist's noch immer Zeit. Aber, Herr von Rambow, ich muß was sehen, sehen muß ich was. Ich muß sehen, daß die Seele beim Herrn bleibt, und wenn einer 'n Wechsel unterschrieben hat, dann muß er auch sehen ...« – »Bester Herr Nachbar«, föll Axel in grote Angst em in de Red', »ich habe das rein vergessen. Ich bitte Sie ... – ich habe gar nicht daran[433] gedacht.« – »So?« frog Muchel, »nicht daran gedacht? Aber der Mensch soll daran denken, und ...« – nu wull hei losleggen, äwer sin Og' föll up Pümpelhagen – ne! – jo nich marken laten! – Wat süll hei den Bom schüdden, de Plummen wiren jo noch nich rip. – »Und«, säd hei wider, »das alles habe ich meiner Freundschaft mit diesem erbärmlichen Kerl, diesem Bräsig, zu verdanken. So hat er mir die Wohltaten vergolten, die ich ihm in jungen Jahren habe zukommen lassen. Ich hab' ihm Geld geliehen, als er sich eine Uhr anschaffen wollte, Hosen hat er von mir getragen, als seine inzwei waren, und nun? – Ah! – Ich weiß woll, wie das zusammenhängt, da steckt der alte Schleicher, der Hawermann, dahinter.«

Gewt den Düwel man einen Finger, hei nimmt glik de ganze Hand, un denn leddt hei jug, wohen hei will, un wenn't in sinen Kram paßt, den stukt hei jug vör sick dal, dat ji em anbeden möt't in Angst un in Weihdag', in Not un in Pin. – So gung't Axeln: hei müßt jo den Herrn Gaudsbesitter fründlich ümstimmen, hei müßt jo mit em in de sülwige Karw' hauen, hei müßt jo gegen Ihrlichkeit un Gewissen up Bräsigen un Hawermannen schellen. – Worüm? – Wil em de Düwel mit den Wessel in de Hand dal drückt hadd up de Knei. Un hei ded't ok: de frische, sorglose Kürassierleutnant von vördem lagg vör den Düwel up de Knei un red'te em tau Mun'n mit allerlei Slichtigkeiten un Niederträchtigkeiten, de hei von Bräsigen un Hawermannen tau vertellen wüßt, dat hei sinen ollen Moloch in den blagen Liwrock man still kreg; – hei hadd sine würklich besten Frün'n, hei hadd sinen Herrgott verraden. – Äwer as hei sick so wid runner bröcht hadd un nu en Og' up sin eigen Dauhn smet, dunn steg em de Ekel bet an den Hals, un hei red furt ut den Hus', wo hei en schön Stück von sine Ihr laten hadd.

Hei red nah Hus, un as hei an sine Feldscheid' kamm, sach hei Hawermannen, wo de in de presse Sünnenhitt achter de Seimaschin herlep un allens för de Saattid in Ordnung höll, un för wen? – För em sülwen, müßt hei seggen, un de fürigen[434] Kahlen brennten em up den Kopp. – Un as hei en En'nlang wider reden was, dunn gung en linnenen Kittel vör em up, un Unkel Bräsig sweit'te den Weg entlang un rep äwer den Saatacker räwer: »Guten Tag, Korl! – Ich bin auf den richtigen Apropoh, das heißt auf en vorläufigen Kuhhandel, un allens is in Richtigkeit: wir wirtschaften selbst, und Zamel Pomuchelskopp kann sich was malen lassen«; un dunn hürte hei Axeln sin Pird un dreihte sick üm, un de Worm, de in Axeln sine Bost gnagte, makte em gegen den ollen Knawen frundlicher, un hei säd: »Guten Tag, Herr Inspektor! – Nun? immer auf den Beinen?« – »Worum nich, Herr Leutnant? – Sie hollen ja noch trotz den Podagra, und indem ich mich das übernommen habe, for die jungen Pasterleute en Infentarium anzuschaffen, befinde ich mir hier auf der Landstraße nach Gülzow zu; da ist Bauer Pagels, der hat en paar Milchküh', die wollt' ich for den Herrn Paster ackerieren.« – »Sie wissen hier wohl in allen Verhältnissen Bescheid, Herr Inspektor?« frog Axel, üm fründlich tau sin. – »Gott sei Dank«, säd Bräsig, »die Verhältnisse hier sünd mich so bekannt, daß ich sie gar nicht zu kennen brauche. Unserein braucht nur en Og' hinzuslagen, denn weiß er, woans es ist. – Sehn Sie, da bin ich gestern«, un hei wis'te nach Axeln sine Paddocks räwer, »da bin ich gestern an Ihre Podexe vorbeigegangen, und da habe ich denn gesehen, daß da unten in dem hintersten die Stute und das Fahlen ganz verkommen, denn worum? Sie stehlen Ihnen da den Hawer aus der Krippe, und wenn da was draus werden soll, denn müssen Sie sich davor en Sloß legen lassen.« – Axel kek em an; was dat nich reine Niederträchtigkeit von den Ollen? Natürlich! Hei gaww sin Pird de Sporn: »Adieu!« – Bräsig kek em nah: »Will der Schafskopp nich, denn läßt er's bleiben! Ich hab's gut genug gemeint. Überall is mich das so, as wenn der junge Edelmann nicht zu Gott will ... na, paß Achtung! Du wirst noch mal auf Händen und Füßen zu deiner Erkenntnis heraufkraufen. – Korl«, rep hei äwer dat Feld räwer, »er hat mir wieder vor die Bost gestoßen!« un gung up den Kauhhandel.

Quelle:
Fritz Reuter: Gesammelte Werke und Briefe, Band 5, Rostock 1967, S. 421-435.
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