Achter Auftritt

[50] Die Vorigen. Plumkett. Nancy. Zuletzt Jagdgefolge.


PLUMKETT.

Sprich, was gibt's? Was ist geschehn?

LYONEL.

Hilf mir, Freund!

NANCY.

Was geht hier vor?

LYONEL Nancy erblickend.

Ha, auch sie!

PLUMKETT.

Wieder sie!

NANCY auf die Lady zueilend.

Was muß ich sehn, Lady?

LYONEL betroffen.

Lady!?

Oh, ich Tor!

Nur ein Spiel, was sie getrieben,

Nur ein sündhaft Gaukelspiel,

Ihre Zaubermacht zu üben,

Oh, zu viel der Schmach, zu viel!

TRISTAN.

Diesen Wahnbetörten bindet!

LYONEL.

Binden mich?

PLUMKETT.

Binden ihn?

LADY UND NANCY.

O herbe Pein!

LYONEL.

Hört erst, was mein Wort verkündet:

Diese kam –

LADY.

Um Gott! Halt ein!

NANCY.

Halt ein!

LYONEL.

Zu betören meinen Sinn,

In mein Haus als Dienerin.

ALLE.

Wie?

LADY UND NANCY gezwungen lachend.

Haha, haha!

TRISTAN UND HOFGESELLSCHAFT.

Hahahaha!

LADY.

Doch sein Unglück heischt Erbarmen;

Mitleid sei uns heil'ge Pflicht.

Milde Haft vergönnt dem Armen,

Wahnsinn ist's, der aus ihm spricht.

ALLE.

Wahnsinn![50]

LYONEL.

Oh, des Frevels!

NANCY.

Ach, der Arme!

PLUMKETT.

Hört auch mich!

TRISTAN.

Zurück mit jenem!

LYONEL.

Mag der Himmel Euch vergeben,

Was Ihr an mir Armen tut.

Euer Spiel zerstört mein Leben,

Brach mein Herz in Übermut.

All mein Träumen, all mein Hoffen

Schwand in trüber Zukunft Nacht.

Todesschmerz hat mich getroffen.

Dank Euch, Dank, die es vollbracht!

LADY, NANCY UND PLUMKETT.

Kann der Himmel mir vergeben,

Kann der Himmel ihr vergeben,

Was ich tat im Übermut?

Was sie tat im Übermut?

Ich vernichtete ein Leben,

Sie vernichtete ein Leben,

Ihr geweiht in treuer Glut!

Mir geweiht in treuer Glut!

LADY.

Todesschmerz hat ihn getroffen,

Wehe mir, die es vollbracht.

LYONEL.

Mag der Himmel Euch vergeben,

Was Ihr an mir Armen tut.

TRISTAN.

Hat sich endlich ihr ergeben,

Wie sich straft der Übermut?

Ihren Ruf so preiszugeben,

Ha, kaum zähm' ich meine Wut.

HOFGESELLSCHAFT.

Was nur hat sich hier begeben?

Straft des Knechtes Übermut,

Der mit sinnlos wüstem Streben

Stört das Fest in blinder Wut.

Ja, des Knechtes Übermut

Stört das Fest in blinder Wut.

Wehe ihm!


Jagdfanfaren.


ALLE.

Es tönt der Ruf zur Königin![51]

LYONEL wie von einem plötzlichen Gedanken ergriffen.

Zur Königin!


Zu Plumkett.


Nimm den Ring! – Sie wird mich wahren,

Wie der Vater einst versprach,

Wird mich schützen vor Gefahren,

Mich erretten aus der Schmach!

JÄGER, JÄGERINNEN.

Keck und munter,

Flink hinunter,

Fort in das Tal,

Folget dem Schall!

Hört, ihr Scharen,

Die Fanfaren,

Fröhlich erschallt

Weidruf im Wald.

Folgt den Spuren

Auf den Fluren,

Hin durch Felder

In die Wälder!

Aus den Büschen,

Aus den Hecken

Laßt das bange Reh uns schrecken,

Unermüdet, unverzagt,

Feiert unsrer Fürstin Jagd.

LADY, NANCY, LYONEL UND PLUMKETT.

Weh dem Armen, kein Erbarmen,

Weh mir Armen, kein Erbarmen,

Schmach und Grauen

Muß ich schauen.

Muß er schauen.

Weh dem Armen,

Weh dem Armen!

JÄGER, JÄGERINNEN.

Tra ra, tra ra.[52]

Nr. 17a. Entr'acte (Maëstoso-Larghetto).


Quelle:
Friedrich von Flotow: Martha oder Der Markt zu Richmond. Stuttgart 1961, S. 50-53.
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