Sechster Auftritt

[57] Nancy. Plumkett.

Duett


PLUMKETT.

Ja, was nun?

NANCY.

Ja, was nun? Was nun tun?

PLUMKETT.

Ja! Was nun tun?

NANCY.

Schnell der Lady Wunsch erfüllen,

Treu vollführen ihren Willen.

Bis der stolze Herr geneigt,

Sich herabzulassen zeigt.

PLUMKETT.

Aber dann?

NANCY.

Ja! Was dann?

PLUMKETT.

Wenn's getan, was dann?

NANCY.

Was dann?[57]

PLUMKETT.

Ach, dann sitz' ich ganz alleine

Abends bei des Lämpchens Scheine

Einsam hier im öden Haus.

Ei, das halt' ein andrer aus!

NANCY.

Ja, dann sitzt Ihr ganz alleine

Abends bei des Lämpchens Scheine

Einsam hier im trüben Haus.

Nein, das haltet Ihr nicht aus!

Trüb ist das!

PLUMKETT.

Ja! Kein Spaß.

NANCY.

Wißt Ihr was?

PLUMKETT.

Nun was? Ja was?

NANCY.

Gelt! Ihr müßt ein Weibchen wählen,

Seid ja alt genug – und reich.

PLUMKETT.

Na! Das sollte mich nicht quälen,

Nachbars Polly nimmt mich gleich!

NANCY.

So? Das scheint ihn nicht zu quälen,

Nachbars Polly nimmt ihn gleich.

Wohl! Nur zu!

PLUMKETT.

Laßt mich in Ruh'!

NANCY.

Doch warum?

PLUMKETT.

Sie ist so dumm!

NANCY.

Müßt denn eine andre nehmen,

Ob's an Mädchen wohl gebricht!

PLUMKETT.

Richters Ann' wird sich bequemen.

Aber nein, die mag ich nicht?

NANCY.

Richters Ann' würd' sich bequemen,

Aber nein, die mag er nicht.

Suchet denn –

PLUMKETT.

Ja wer, ja wo?

NANCY.

Weiß denn ich's?

PLUMKETT.

Ja so! Ah so!

Oh! Ich wüßte wohl schon eine,

Ist sie gleich sehr hoch hinaus,

Paßt sie gleich – die, die ich meine,

Gar nicht für mein einfach Haus.

Kann sie gleich nicht einmal spinnen,

Ist sie gleich sehr ungeschickt,

Wußt' sie doch mich zu gewinnen,

Seit ich ihr ins Aug' geblickt.[58]

NANCY.

Ei! Ihr malet, wie ich meine,

Sie höchst schmeichelhaft mir aus,

Zwar sie passet nicht – die eine,

Die Ihr meint, für Euer Haus.

Doch sie lernt wohl bald zu spinnen,

Bleibt nicht immer ungeschickt,

Wenn es gilt Euch zu gewinnen,

Wenn sie solchen Mann erblickt.

PLUMKETT vergnügt.

Wahr?

NANCY.

Ei, freilich!

PLUMKETT.

Oh, dann sagt mir –

NANCY.

Was?

PLUMKETT.

Nein, sagt's noch nicht!

Lyonel geht vor – denn heilig

Ist mir treuer Freundschaft Pflicht.

NANCY.

Ach!

PLUMKETT.

Ja, ach!

NANCY.

So sprecht!

PLUMKETT.

Gemach!

NANCY.

Ach, so sprecht!

PLUMKETT.

Nur gemach!

Erst der Freundschaft Stimme hör' ich,

Seinen starren Sinn beschwör' ich

Und dann wag' ich und dann sag' ich

Und dann frag' ich Euch ein Wort.

NANCY.

Erst der Freundschaft Stimme hört er

Seinen starren Sinn beschwört er,

Und dann wagt er und dann sagt er

Und dann fraget er ein Wort.

Verwandlung

Platz vor dem Pächterhause Plumketts
[59]


Quelle:
Friedrich von Flotow: Martha oder Der Markt zu Richmond. Stuttgart 1961, S. 57-60.
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