11.

[737] Sieh den Himmel. Heißt kein Sternbild ›Reiter‹?

Denn dies ist uns seltsam eingeprägt:

dieser Stolz aus Erde. Und ein Zweiter,

der ihn treibt und hält und den er tragt.


Ist nicht so, gejagt und dann gebändigt,

diese sehnige Natur des Seins?

Weg und Wendung. Doch ein Druck verständigt.

Neue Weite. Und die zwei sind eins.
[737]

Aber sind sie's? Oder meinen beide

nicht den Weg, den sie zusammen tun?

Namenlos schon trennt sie Tisch und Weide.


Auch die sternische Verbindung trügt.

Doch uns freue eine Weile nun

der Figur zu glauben. Das genügt.

Quelle:
Rainer Maria Rilke: Sämtliche Werke. Band 1–6, Band 1, Wiesbaden und Frankfurt a.M. 1955–1966, S. 737-738.
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