25.1

[767] Schon, horch, hörst du der ersten Harken

Arbeit; wieder den menschlichen Takt

in der verhaltenen Stille der starken

Vorfrühlingserde. Unabgeschmackt
[767]

scheint dir das Kommende. Jenes so oft

dir schon Gekommene scheint dir zu kommen

wieder wie Neues. Immer erhofft,

nahmst du es niemals. Es hat dich genommen.


Selbst die Blätter durchwinterter Eichen

scheinen im Abend ein künftiges Braun.

Manchmal geben sich Lüfte ein Zeichen.


Schwarz sind die Sträucher. Doch Haufen von Dünger

lagern als satteres Schwarz in den Aun.

Jede Stunde, die hingeht, wird jünger.

1

Gegenstück zu dem Frühlings-Liedchen der Kinder im Ersten Teil der Sonette [XXI].

Quelle:
Rainer Maria Rilke: Sämtliche Werke. Band 1–6, Band 1, Wiesbaden und Frankfurt a.M. 1955–1966, S. 767-768.
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