Der letzte Graf von Brederode

entzieht sich türkischer

Gefangenschaft

[525] Sie folgten furchtbar; ihren bunten Tod

von ferne nach ihm werfend, während er

verloren floh, nichts weiter als: bedroht.

Die Ferne seiner Väter schien nicht mehr


für ihn zu gelten; denn um so zu fliehn,

genügt ein Tier vor Jägern. Bis der Fluß

aufrauschte nah und blitzend. Ein Entschluß

hob ihn samt seiner Not und machte ihn
[525]

wieder zum Knaben fürstlichen Geblütes.

Ein Lächeln adeliger Frauen goß

noch einmal Süßigkeit in sein verfrühtes


vollendetes Gesicht. Er zwang sein Roß,

groß wie sein Herz zu gehn, sein blutdurchglühtes:

es trug ihn in den Strom wie in sein Schloß.


Quelle:
Rainer Maria Rilke: Sämtliche Werke. Band 1–6, Band 1, Wiesbaden und Frankfurt a.M. 1955–1966, S. 525-526.
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Neue Gedichte - Der Neuen Gedichte anderer Teil.
Insel Taschenbücher, Nr.49, Neue Gedichte