... als eine Reihe von guten Tagen

[353] Wir wollen uns wieder mal zanken,

Auf etwas hacken wie Raben,

Daß unsre zufriednen Gedanken

Eine Ablenkung haben.


Wir wollen irgendein harmloses Wort

Entstellen,

Dann uns verleumden und zum Tort

Etwas tun; das schlägt dann Wellen.


Wir wollen dritte aufzuhetzen

Versuchen,

Dann unsere Freundschaft verfluchen,

Einmal sogar ein Messer wetzen,

Dann aber uns – in Blickweite –[353]

Auseinander zusammensetzen,

Um superior jedem weiteren Streite

Auszuweichen;

Mit dem Schwur beiseite:

Uns nimmermehr zu vergleichen.


Dann wollen wir, jeder mit Ungeduld,

Ein paar Nächte schlecht träumen,

Dann heimlich eine gewisse Schuld

Dem anderen einräumen,

Dann lächeln, dann seufzen, dann stöhnen,

Dann plötzlich uns gründlich bezechen,

Dann von dem vergänglichen, wunderschönen

Leben sprechen.


Und dann uns wieder einmal versöhnen.

Quelle:
Joachim Ringelnatz: Das Gesamtwerk in sieben Bänden. Band 1: Gedichte, Zürich 1994, S. 353-354.
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