Drei sprüch wider pfaffen geiz

[229] In dem gülden ton Regenbogen.


11. merz 1547.


1.

Als man ein opfer haben wolt

den göttern in der stat Athen,

samlet darzu bei armen und bei reichen,

Jederman darzu geben solt.

als man zu Phocion tet gen,

dem haubtman, seine steur geben dergleichen,

Da antwort er: »ich schemet mich

den reichen göttern mein armut zu geben,

und solt doch laßen manglen dich«,

zeigt auf ein schuldiger, der stant darneben;

meint beßer sein, er zalt die leut,

dan den göttern zu opfern heut,

darvon die pfaffen in dem sause leben.


2.

Demonax, ein philosophus,

wart von den pfaffen angeret,

warum er durchaus in all seinem leben

Der heiligen göttin Venus

auch der göttin Minerva het

kein opfer nie in irem tempel geben.

Er antwort: »ich hab nie gedacht,[229]

das sie beid meines opfers dürftig weren;

ich het in das auch sunst gebracht.«

verspot mit der geizing pfaffen begeren,

vermeint, die götter eßen nit,

die pfaffen mesten sich darmit

und teten dem volk mit dem fuchsschwanz scheren.


3.

Als man zu Sparta in der stat

den göttern samlet in gemein,

war ein Spartaner, der wolt nichsen geben;

Man redt in an um die untat,

ob er veracht die götter rein,

die in doch mechten plagen an dem leben?

Er antwort in gar lecherlich:

»weil man den göttern samlet über tage,

so sint sie vil ermer wan ich.

was solt ich mich fürchten vor irer plage?«

beschreibet Plutarchus fürwar,

der pfaffen geiz verspottet gar,

das man klar aus den sprüchen merken mage.

Quelle:
Hans Sachs: Dichtungen. Erster Theil: Geistliche und weltliche Lieder, Leipzig 1870, S. 229-230.
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