Was die e gut mach

[236] In dem kurzen ton Regenbogen.


5. septemb. 1547.


1.

Alphonsum, den künig, tet fragen

ein graf, wan eleut fritlich sint?

»Wan der man taub wirt, tet er sagen

und wan das weibe gar erblint.«

Der graf sprach: »erklärt meinem mut,

warum von disen zweien plagen

die e erst wirt fritlich und gut?«


2.

Der könig sprach: »merk, wan der mane

wirt taub, gehört an keinem ort,

Und gar nicht mer gehören kane

der frauen spitzig böse wort,

Beide zu bett und auch zu tisch,

dan ist er alles zankens ane,

lebt mit ru fritlich stil und frisch.


3.

Dergleich ist es auch mit der frauen,

so balt die selbig gar erblint

Und dem man nicht mer kan nachschauen,

wan in der eifersucht sie brint,

Wo er hin ge und was er tu,

alsdan muß sie als guts im trauen,

dan bleibt ir e mit frid und ru.«

Quelle:
Hans Sachs: Dichtungen. Erster Theil: Geistliche und weltliche Lieder, Leipzig 1870, S. 236-237.
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