Das dritte wunder

[211] Zum dritten wundert mich besunder,

das die Damaser münich glat

allhie zu Leipzig in der stat

schweren keuschheit, doch nicht dest minder

haben sie all vil kleiner kinder,

die man in aufzeucht allesant

in der stat und daus auf dem lant,

die all kommen von irem leib,

und hat doch ir keiner kein weib

genommen nie; drumb tu ich fragen:

habens die kinder selber tragen,

oder sints in irm garten gwachsen?

nun hat mein alter Fritz zu Sachsen[211]

ein schön und wolgeborne frauen.

kan doch mit ir kein sun erbauen,

das er zum lant ein erben het.

wie das aber alles zuget,

ir herren, des berichtet mich,

wan ir vil gscheiter seit als ich,

bit ich euch summa summarum,

das ich meins wundern gar abkum.

Quelle:
Hans Sachs: Dichtungen. Zweiter Theil: Spruchgedichte, Leipzig 1885, S. 211-212.
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