14. An die Feinde der Schweizerlieder

[348] Roh klingt nur dem verwöhnten Ohr

Des Schweizerliedes Ton. –

Du Weichling! sing Tyrannen vor,

Und Knechtschaft sei dein Lohn!


Ersing durch feile Schmeichelei

Dir Stern und Ordensband. –

Sei Sklave du – wir bleiben frei,

Getreu dem Vaterland.


Hoch singen kühn wir dem Tyrann:

Fluch – jedem Freiheitsfeind,

Und Segen jedem Biedermann

Und jedem Menschenfreund.
[348]

Dir, edle Freiheit, Eintracht dir

Erschalle der Gesang;

Das Lob der Väter singen wir

Bei voller Becher Klang.


Der Jüngling hört's – kann nicht mehr ruhn,

Ihm glüht die Stirn, er schwört

Bei ihrer Asche: Thaten thun

Will ich, die ihrer wert;


Und der Gedanke giebt ihm Mut,

Macht seine Seele groß; –

Noch fließt in meinen Adern Blut,

Das einst für Freiheit floß.


Heil! sei dem Mann, der Freiheit ehrt,

Durch Thaten und Gedicht.

Er ist der edeln Freiheit wert,

Ihn lohnt kein König nicht.


Hoch, in der Freiheit Tempel glänzt

Des Sängers Name hoch,

Sein Haupt mit Eichenlaub bekränzt,

Ehrt ihn die Nachwelt noch.

Quelle:
Deutsche Nationalliteratur, Band 41, Stuttgart [o.J.], S. 348-349.
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