16. Das Grab

[271] 1783.


Das Grab ist tief und stille,

Und schauderhaft sein Rand;

Es deckt mit schwarzer Hülle

Ein unbekanntes Land.


Das Lied der Nachtigallen

Tönt nicht in seinem Schoß;

Der Freundschaft Rosen fallen

Nur auf des Hügels Moos.


Verlaßne Bräute ringen

Umsonst die Hände wund;

Der Waise Klage dringen

Nicht in der Tiefe Grund.


Doch, sonst an keinem Orte

Wohnt die ersehnte Ruh';

Nur durch die dunkle Pforte

Geht man der Heimat zu.


Das arme Herz, hienieden

Von manchem Sturm bewegt,

Erlangt den wahren Frieden

Nur, wo es nicht mehr schlägt.

Quelle:
Deutsche Nationalliteratur, Band 41, Stuttgart [o.J.], S. 271-272.
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Anthologie aus den Gedichten von Matthisson und Salis