43. Lied zu singen bei einer Wasserfahrt

[306] Wir ruhen, vom Wasser gewiegt,

Im Kreise vertraulich und enge;

Durch Eintracht wie Blumengehänge

Verknüpft und in Reihen gefügt;

Uns sondert von lästiger Menge

Die Flut, die den Nachen umschmiegt.


So gleiten, im Raume vereint,

Wir auf der Vergänglichkeit Wellen,

Wo Freunde sich innig gesellen

Zum Freunde, der redlich es meint!

Getrost, weil die dunkelsten Stellen

Ein Glanz aus der Höhe bescheint.


Ach! trüg' uns die fährliche Flut

Des Lebens so friedlich und leise!

O drohte nie Trennung dem Kreise,

Der, sorglos um Zukunft, hier ruht!

O nähm' uns am Ziele der Reise

Elysiums Busen in Hut!


Verhallen mag unser Gesang,

Wie Flötenhauch schwinden das Leben:

Mit Jubel und Seufzern verschweben

Des Daseins zerfließender Klang!

Der Geist wird verklärt sich erheben,

Wenn Lethe sein Fahrzeug verschlang.

Quelle:
Deutsche Nationalliteratur, Band 41, Stuttgart [o.J.], S. 306-307.
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