[26] FAUSTINE.
Auch du giebst mich der Ungewißheit preis,
Der Menschheit herbem Loos, dem unentrinnbar
Verfallen sie, so daß sie niemals weiß,
Was ihr im nächsten Augenblicke noch gewinnbar:
Ob sie des Schreckens Abgrund jäh verschlingt,
Ob er Erfüllung ihr des Wunsches bringt. –
Was ist des Menschen Lebensgang hienieden?
Erneuter Kampf nach kaum geschloss'nem Frieden;
Ständiges Zagen und Schweben
Zwischen zunächst und soeben;
Wetterfahne im Alle
Bis zu dem endlichen Falle;
Zifferblatt wallenden Zeitstroms;
Meister nur selten des Leitstroms;
Auge, bedecket mit Flören;
Ohr, nur den Stundruf zu hören;
Freier Wille, gehemmet;
Reißender Fluß, doch gedämmet;
Stoff, in das Unabänderliche sich zu schicken,
Stets doch Veränd'rung an ihm selbst zu blicken! –
Doch die Gewißheit trag' ich heut' von hinnen:
Kampf mit der Allmacht ist ein leer Beginnen. –
Ich höre Schritte von dem Gang her schallen.
Mir naht ein Mensch nach diesen Geistern allen.