V, 17.

[113] Praktinski, vornehm gekleidet, tritt ein. Den übergeworfenen Mantel legt er rasch ab.


PRAKTINSKI.

Ich glaub', das Liebespärchen koset sich,

Doch mit den Nägeln nur: so will ich hoffen.

Her mit den Waffen! Blutschuld kann ertragen

Wohl ich, der manche Seele schon getroffen;

Doch euch würd' sie zu Boden schlagen.

Verzeihung! Für der Leidenschaften Streit

Hat selbst der Dichter oft kein zahmes Bild bereit.


Praktinski nimmt den Erstarrten die Waffen ab.


PRAKTINSKI.

Nun sei der Liebeskampf für alle Zeit geschlossen!

Kalt Wasser werde drauf gegossen.

Ich will das jähe Weib wohl zwingen

Und diesen Herrn sogleich zu Bette bringen.

FAUSTINE.

Du bist mein will'ger Knecht: so lautet der Vertrag.[113]

PRAKTINSKI.

Nachher steh' ich zu Diensten, ohne Frag'!

Und will den Paragraphen dir erklären.


Er wirft im Zorne Faustine auf eins der Polster

nieder und schiebt den erschrockenen Musarion in's Nebenzimmer, geht mit hinein und verriegelt die Thüre.


FAUSTINE am Boden verzweifelnd ringend.

Ich kann nicht mehr der Ohnmacht mich erwehren.


Wird bewußtlos.


Quelle:
Schäfer, Wilhelm: Faustine, der weibliche Faust. Tragödie in sechs Aufzügen nebst einem Vorspiel und Prolog, Zürich 1898, S. 113-114.
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