VI, 4.

[131] Doktor Ronober und Professor Schabholz treten auf.


RONOBER.

Wir kommen, meiner Nichte aufzuwarten

Und ihres Wirkens Früchte anzuseh'n,

Die über irdisches Vermögen geh'n.

Sie ist nicht hier, Weilt sie vielleicht im Garten?

INNOCENTIA auf die Spuren der Verwüstung am Boden zeigend.

Im Todtengarten! nicht mehr unter den Lebend'gen!

SCHABHOLZ.

So schrecklich mußten die Versuche end'gen!

INNOCENTIA.

Sie sank entseelt nebst ihrem schlimmen Meister

Hier in den Boden wie zwei Höllengeister.

RONOBER.

Dem Teufel war sie eigen, unverhehlbar. –

Weh' ihr, ist das Gericht im Himmel nicht unfehlbar!

Sonst weint ein Gott, vom Schmerz durchdrungen,

Daß ihm die Schöpfung nicht gelungen.[131]


Quelle:
Schäfer, Wilhelm: Faustine, der weibliche Faust. Tragödie in sechs Aufzügen nebst einem Vorspiel und Prolog, Zürich 1898, S. 131-132.
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