1. Auftritt.

[76] Paula. Gollwitz.


PAULA sitzt im Schaukelstuhl und liest die »Fliegenden Blätter«. Hahaha! Das ist sehr gut! Springt auf, geht dem eintretenden Gollwitz mit dem Blatt entgegen. Sieh nur, Papa, das ist ein famoser Spaß, der da in den »Fliegenden Blättern« steht –

GOLLWITZ. Ach, Kind, mir ist wahrhaftig nicht zum Lachen. Ich sage dir, ich habe eine Unruhe und eine Angst in mir –

PAULA. Das ist das Lampenfieber.

GOLLWITZ. Wenn nur der heutige Abend schon vorüber wäre. Sieht nach der Uhr. In anderthalb Stunden fängt die Vorstellung an.

PAULA. Ich möchte so gerne dabei sein.[76]

GOLLWITZ. Paula, sei vernünftig, es geht nicht, du kennst ja Mama.

PAULA. Aber du wirst doch hingehen?

GOLLWITZ. Selbstverständlich. Leopold will auch mitkommen. Wir werden Mama sagen, daß wir in die Ressource müssen, ich habe mir deshalb schon den Frack angezogen – verrate uns nicht.

PAULA. Wird es denn hübsch werden, Pap?

GOLLWITZ. Das wissen die Götter. Aus der letzten Probe bin ich verzweifelt fortgelaufen, der Direktor behauptet allerdings, heute abend würde es viel besser gehen.

PAULA. Und wie spielt denn der Markus?

GOLLWITZ. Ah, der Herr Sterneck? – Der junge Mann scheint mir noch der beste von allen zu sein.

PAULA. Siehst du, das habe ich mir gleich gedacht. Nicht wahr, er hat so etwas Vornehmes und die schöne Stimme. – Ich könnte weinen, daß du mich nicht mitnimmst.


Quelle:
Franz und Paul von Schönthan: Der Raub der Sabinerinnen. Berlin 10[o.J.], S. 76-77.
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