15. Auftritt.

[110] Vorige. Friederike. Dann Rosa.


FRIEDERIKE von links hinten zu Striese. Ah, mein Herr, Sie sind hier, das ist mir lieb, daß ich Sie treffe! Sie haben es neulich gewagt, sich für etwas auszugeben, was Sie gar nicht sind.

NEUMEISTER leise. Aber Mama, ich bitte Sie.

FRIEDERIKE. Lassen Sie mich. Ich will endlich die Wahrheit erfahren. Wer sind Sie, mein Herr, und was suchen Sie in meinem Haus?

STRIESE ängstlich. Ei nun, meine verehrte Madame, das ist ja sehr einfach. – Ich bin nämlich – Stockt.


Gleichzeitig.


GOLLWITZ leise zu Striese. Schweigen Sie!

FRIEDERIKE. Nun, nun? Drängend.

STRIESE. Nun, das ist sehr einfach. – Wer ich bin und was ich hier suche – das kann Ihnen am allerbesten Ihr Herr Gemahl sagen.[110]

NEUMEISTER leise zu Friederike. Aber Mama, was machen Sie denn? Das ist ja der Konsistorialrat Hoffmann aus Berlin.

GOLLWITZ ebenso. Natürlich, es ist der Konsistorialrat. Sei doch höflich mit ihm.

ROSA mit einer Tasse Tee durch die Mitteltür, schluchzend. Madame, da ist der Tee.

NEUMEISTER. Der Tee? Nimmt die Tasse. Herr Konsistorialrat, darf ich Ihnen eine Tasse Tee anbieten?

STRIESE. Danke bestens, Sie sind sehr freundlich. Will die Tasse nehmen.

GOLLWITZ von der andern Seite, nimmt Striese den Hut ab. Aber bitte, Herr Konsistorialrat, machen Sie es sich doch erst bequem, legen Sie gefälligst ab.

STRIESE. Nun, wenn Sie gütigst erlauben, dann bin ich so frei. Hat vergessen, daß er das Römer-Kostüm unter dem Kaisermantel trägt und zieht also ganz arglos den Mantel aus, steht nun im Kostüm des Königs Titus Tatius da. Fleischfarbene Trikots, weiße Tunika mit Gürtel, nackte Arme, an den Füßen Straßenstiefeletten.

FRIEDERIKE bei diesem Anblick aufschreiend. Was ist denn das? Sinkt auf einen Stuhl.

ROSA gleichzeitig aufschreiend. Jetzt ist alles verloren! Sinkt auf einen Stuhl.[111]

STRIESE bemerk erst jetzt sein Kostüm und erschrickt komisch. Ach, du lieber Gott!


Stellung.


15. Auftritt

Der Vorhang fällt.


Ende des dritten Aktes.


Quelle:
Franz und Paul von Schönthan: Der Raub der Sabinerinnen. Berlin 10[o.J.], S. 110-112.
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