1013. Die Wallfahrtskirche zu Iphofen.

[74] Mündlich.


Zu Iphofen – liest man in alten Papieren – kauften etwan im Jahre 1291 dasige Juden von einem Weibe eine geweihte Hostie, zerschnitten und zerstachen sie mit Nadeln und Messern, und warfen sie, als häufig Blut herausfloß, in das heimliche Gemach. Ein ungewöhnliches Licht durchstrahlte sofort das ganze Haus, so daß die Wächter glaubten, Feuer verheere das Innere desselben, und die Nachbarn vom Schlafe aufweckten. Man stürmte in das Haus, fand die Juden betroffen und zitternd und die blutigen Merkmale ihrer That. Sie wurden gefangen genommen, gestanden im Verhöre, was sie gethan; man fand die Hostie aufgefangen von dem Gewebe einer Spinne. Die Juden büßten es mit dem Tode. Auf der Stätte des Hauses ward eine Kapelle erbaut, wo die mißhandelte Hostie Wunder that. Die dahin wallfahrenden Pilgrime erhielten vom Bischof Mangold und Papste Bonifazius VIII. Ablässe; Iphofen wurde sogar deßwegen zu einer Stadt erhoben. Bischof Julius hat alsdann die Kapelle zur Pfarrkirche erweitert.

Quelle:
Alexander Schöppner: Sagenbuch der Bayer. Lande 1–3. München 1852–1853, S. 74.
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