1036. Der Agel-Orden.

[90] Die vor. Schrift S. 187.


Zu Königsberg war vor Alters auch ein Nonnenkloster, das hat nahe bei der Gottesackerkirche gestanden und war bereits 1269 begründet, und es hatten Mönche des Augustinerordens dasselbe inne. Darauf that sich 1391 zu Königsberg eine Schwesterschaft frommer andächtiger Frauen zusammen; diese Schwesterschaft nannte sich zur Agelblume (zur Aglei-Blume) und wandte dem Kloster ansehnliche Gaben zu. Es durften nach den Ordensstatuten der Schwestern nicht über einunddreißig sein, und die einunddreißigste hieß die Königin, welche nach ihrem Ableben durch eine neugewählte ersetzt wurde. Zum Ordenshabit gehörte nothwendig eine silberne und vergoldete Agleiblume, welche jede gekleidete Schwester bei sich am Gewande tragen mußte, und wenn eine ohne die Blume angetroffen wurde, ward sie gebüßt um ein halbes Pfund Wachs, daraus Kerzen gefertigt wurden, welche die Strafbare vier Wochen lang vor dem Allerheiligsten während der Meßopfer anzünden mußte. Jede Schwester durfte bei ihrem Leben oder Sterben sich eine unbescholtene Nachfolgerin wählen, und mußte vier Ahnen haben; daher finden sich im Ordensregister viele gräfliche und freiherrliche Frauen aus den berühmtesten fränkischen Familien, meistens Wittwen.

Quelle:
Alexander Schöppner: Sagenbuch der Bayer. Lande 1–3. München 1852–1853, S. 90-91.
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