1053. Die Sage vom Bache.

[105] Nach A. Haupt Bamb. Leg. u.S. S. 219.


Ein furchtbares Gewitter zog über Bamberg herauf. Schwarzes Gewölk lagerte sich über den Domberg; gewaltiger Donner rollte und Blitz auf Blitz zuckte vom Himmel nieder. Es war wohl nicht anders, als ob der jüngste Tag gekommen wäre. Auf einmal erfolgte ein schrecklicher Schlag, in demselben Augenblicke hörte man »Feuer!« rufen: der Blitz hatte in einen Thurm des Domes geschlagen. Im Nu stand der ganze Thurm in Flammen; nun gab es ein schreckliches Schauspiel. Alles Metall auf dem Dache und im Thurme schmolz unter gellendem Klange zu einem Feuerbache zusammen, dieser stürzte wie ein Wasserfall von Dach zu Dache, von Stein zu Stein, und strömte endlich, zur Erde gelangt, langsam qualmend den Domberg hinunter. Das Dach des Thurmes hat sich wieder erhoben, aber der Weg, welchen der Feuerbach gegraben, wird noch heute von dem Volke »der Bach« geheißen.

Quelle:
Alexander Schöppner: Sagenbuch der Bayer. Lande 1–3. München 1852–1853, S. 105.
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