1071. See im Ochsenkopf.

[124] Mündlich.


In der geheimnißvollen Tiefe des Fichtelberges oder Ochsenkopfes liegt ein breiter, unergründlicher See. Wem es da gelingt, ihn zu finden und hinüberzukommen, der ist glücklich sein Lebelang. Es kommt aber keiner hinüber, denn durch übernatürliche Mittel (»auf dem Bocke oder durch Sympathie,« wie sich das Landvolk ausdrückt). Einmal hat es einer aus der Nähe, Gottfried mit Namen gewagt, in das Schneeloch zu steigen, der einzigen Oeffnung des Berges, welche zum See führt. Schon war er lange im Dunkel fortgegangen, da rief es dumpf herauf: »Gottfried, bleib' draußen!« – denn es waren eben Italiener in der Tiefe. Nun wandte er sich furchtsam wieder um, aber schon hatte er deutlich das Brausen des Wassers vernommen.

Quelle:
Alexander Schöppner: Sagenbuch der Bayer. Lande 1–3. München 1852–1853, S. 124.
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