1072. Der Garten am Waldstein.

[124] Mündlich.


Der theilweise mit Gebüsch bewachsene, abhängige Platz, über welchen der breite jetzt mit Bäumchen bepflanzte Weg aus der Veste herabführt, heißt der »Garten.« Da haben einstmals Zigeuner ihren Wohnsitz aufgeschlagen gehabt und einen Garten angelegt, in den sie mancherlei schöne Blumen pflanzten. Nun sind freilich die Zigeuner lange verschwunden und todt, und vom Garten ist keine Spur mehr vorhanden, aber jährlich blühen hier aus dem Waldboden noch manche wunderbare Blumen auf. Und am Johannistage kommen viele Leute herauf, um diese Blumen zu pflücken und sie als Thee zu kochen, weil sie eine heilsame Kraft gegen viele Krankheiten in sich tragen.

Quelle:
Alexander Schöppner: Sagenbuch der Bayer. Lande 1–3. München 1852–1853, S. 124-125.
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