1090. Das Zwerglein auf dem Schloßberge bei Thierstein.

[136] Mündlich.


Von dem Schloßbergmännlein gehen mancherlei Sagen. Es ist ein gutes, graues Zwerglein, das seine Freude daran hat, den Menschen nützlich zu sein, aber zuweilen auch einen Possen zu spielen. Schon Mancher, der sich Abends in die Nähe des alten Schlosses begeben, ward von unsichtbarer Hand mit Sand und Erde geworfen und hörte dann wohl ein schallendes Gelächter von weitem. In den dem Schloßberge zunächst gelegenen Häusern hat es oft ein Rumoren in den Küchen mit Schüsseln, Töpfen und Krügen gegeben, aber niemals ist dabei ein Geschirr zerschlagen[136] worden. Oft wurde den Leuten das Brod versteckt, auch mancher Langschläfer an den Haaren aus dem Bette gezogen. Manchmal kehrte das Schloßmännlein bei den Leuten ein und half ihnen schaffen im Hause. Zuweilen gesellte es sich zu den Mägdlein am Brunnen, schwatzte mit ihnen oder neckte sie. Man sagt, es sei einmal ein Geisterbanner gekommen und habe das Zwerglein in seinem Sacke davongetragen.

Quelle:
Alexander Schöppner: Sagenbuch der Bayer. Lande 1–3. München 1852–1853, S. 136-137.
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