1122. Der Buchberg bei Berngau.

[157] Mündlich.


Auf dem Buchberge, einem sattelförmigen Berge zwischen Berngau, Neumarkt und Reichertshofen wohnte einst ein Riese. Den Beweis hievon lieferte ein großer Stein, der Reifenstein genannt, welcher noch jetzt in der Nähe des Hüthauses von Berngau liegt, und von diesen Riesen vom Buchberg hieher geworfen wurde. Wenn nämlich die Riesen auf diesen Bergen im Holze arbeiteten, warfen sie sich oft von einem Berge zum andern, einander aushelfend, Holzschlegel und Eisenkeile zu. Noch ist auf dem Berge eine Felsenkluft, der Teufelskeller genannt. In dieser steht ein goldener Wagen mit goldener Deichsel, aber es hat sich noch Niemand in die Tiefe dieser Schlucht gewagt, um ihn zu holen. Am Fuße desselben Berges zwischen Reichertshofen und Berngau liegt ein Stück Land, die Obersau genannt. Hier wühlte ein Wildschwein die Glocken aus der Erde, welche jetzt in der Kirche von Berngau hängen, wie ein allgemein bekannter Spruch sagt:
[157]

Die Glocken von Berngau

Hat ausgewühlt eine Wildsau,

Ward getragen von einer Hirtenfrau

Nach Berngau.


Die Glocke gab einen so starken Ton, daß man sie bis Nürnberg hörte. Die Nürnberger verdroß es, daß in einem Dorfe eine so große Glocke sei, und nahmen deßhalb die Glocke nach Nürnberg. Hier aber gab die Glocke keinen Ton mehr. Man machte deßhalb zwei Glocken daraus, die jetzt noch in Berngau hängen. Noch heute soll die Glocke, wenn sie bei Sturm oder Brand angeschlagen wird, mitunter einen Klang haben, der mit dem Grunzen eines Ebers Aehnlichkeit hat.

Quelle:
Alexander Schöppner: Sagenbuch der Bayer. Lande 1–3. München 1852–1853, S. 157-158.
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