1145. Der grindige Heinz.

[175] Deliciae topograph. Norimb. p. 31. Nürnbergisches Zion S. 34. Joh. ab Indaquie a.a.O. S. 417. Würfel Diptycha eccles. ad spir. s.p. 3 ff.


Im Jahr Christi 1320 war zu Nürnberg einer vom Geschlecht der Hainzen, welchen man den grindigen Hainzen nannte, da er in seiner Jugend mit dem Grinde behaftet gewesen. Sein Vor- oder Taufname ist Conrad gewesen. Dieser Mann besaß großen Reichthum und hatte seine Wohnung in einem Garten vor der Stadt. Einmal, da er in seinem Garten sich zu schaffen gemacht hatte und von der großen Sonnenhitze ermüdet war, legte er sich unter das Schattendach einer Linde, welche auf einer kleinen Anhöhe stand. Als er nun eingeschlafen war, träumte ihm, wie er in seinem Garten einen sehr großen Schatz fände, aber leider kein Werkzeug bei sich hätte, um nachgraben und den Schatz erheben zu können; daher er eine Hand voll Lindenblätter auf die Stelle streute, und so den Ort, wo der Schatz läge, bezeichnete. Als er nun aus diesem Traume erwachte, ging er sogleich in dem Garten herum und kam wunderbarer Weise an einen Ort, welcher mit Blättern bezeichnet war. Weil aber diese Blätter rechte und natürliche Blätter gewesen, so dachte Hainz, das sei doch kein bloßer Traum, sondern göttliche Eingebung gewesen, faßte auch sogleich den Entschluß, falls sich der Traum bewährte, wollte er den ganzen[175] Schatz den Armen zukommen lassen. Hierauf legte er mit den Seinigen Hand an, und siehe, als man eine Weile fortgegraben, fand sich wirklich der Schatz. Nun stattete der Hainz dem Rathe Bericht ab, wie er gesonnen sei, sein Gelübd zu vollführen. Zu dem Ende kaufte er das Jungfrauenklösterlein »zum Himmelsthron« genannt, ließ es abtragen und ein Spital dahin bauen. Die Nonnen wanderten nach Gründbach. Der Stifter des Spitals hat auch zwölf Chorschüler verordnet, welche täglich zu gewissen Stunden in dem Spital psalliren sollten. Nachmals wurde aber der grindige Hainz Conrad Groß geheißen und führte die dreiundzwanzig Blättlein, so zum Zeichen des Schatzes auf dem Platze gelegen, sammt dem Hügel, worauf er geschlafen, zum ewigen Gedächtniß in seinem Wappen, welches ihm Kaiser Ludwig bestätiget.

Quelle:
Alexander Schöppner: Sagenbuch der Bayer. Lande 1–3. München 1852–1853, S. 175-176.
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