1157. Der Löll zu Lellenfeld.

[183] Bechstein's deutsches Sagenbuch S. 711.


Zu Großlellenfeld, auch Unterlellenfeld, sonst zum Kastenamt Ahrberg gehörig, hat vordessen an der Kirchmauer ein Steinbild gestanden, das hießen sie den Löll, und war gestaltet wie die Figur des Götzen Loll oder Lollus bei Schweinfurt. Es hielt mit dem Daumen und Zeigefinger die Zunge, und der Ortsname sollte von ihm herkommen, wie nicht minder für solche, die gern Kinder necken und zerren, gar ein spöttisch Schimpfwort, das nicht wohl zu schreiben ist, und ein Spitzname. Man nennt in dieser Gegend Jemand, der sich nicht gut zu verreden weiß, und gleichsam die Zunge sperrt, noch heutiges Tags einen Löll oder auch einen Lolli, und ist die Person weiblichen Geschlechts – eine Lull'n. Die Lellenfelder hören diese Sage vom Löll nicht gern, weil der Zerr ..... von Lellenfeld dort in aller Munde so unsterblich lebt, wie der Hans .... von Rippach,[183] in seiner Gegend und um nicht fort und fort daran zu erinnern, wird gesagt, daß sie das Löllenbild vor etwa fünfzig Jahren von der Kirchmauer weggenommen und auf das Langhaus der Kirche gebracht hätten.

Quelle:
Alexander Schöppner: Sagenbuch der Bayer. Lande 1–3. München 1852–1853, S. 183-184.
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