1174. Wie ein Graf von Wallerstein Kloster Mayngen gestiftet.

[196] Mündlich.


Ein Graf von Wallerstein verirrte sich auf der Jagd. Er befand sich auf einmal in einer ihm gänzlich unbekannten Gegend auf weichem, unter der Last seines Rosses einsinkenden Boden. Kaum bemerkte er die Gefahr, in die er sich begeben, als er auch schon so tief in den moosigen Grund eingesunken war, daß sein Roß keinen Schritt weiter, weder vorwärts noch rückwärts zu thun vermochte. Vergebens ließ er sein Hifthorn um Hilfe erschallen. Sein Gefolge hatte ihn verloren, schon breitete sich die Dämmerung über Wald und Flur. In so großer Noth und Fährlichkeit wandte sich der Graf im Gebete zu Gott und der heiligen Maria, und gelobte, sofern er gerettet würde, auf diesem moosigen Felde den festen Bau eines schönen Gotteshauses aufführen zu lassen. Er hatte aber nicht sobald das fromme Gelübde gethan, als sich sein Rößlein leicht und frei aus dem sumpfigen Grunde emporschwang und seinen Herrn wohlbehalten zum heimatlichen Schlosse zurücktrug. Der Graf ließ, treu seinem Gelöbnisse, auf derselben Stelle ein Kloster samt Kirchlein erbauen, darinnen das Bild seiner gnädigen Retterin zum ewigen Gedächtniß aufgehängt worden.

Quelle:
Alexander Schöppner: Sagenbuch der Bayer. Lande 1–3. München 1852–1853, S. 196-197.
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