1179. Der Niklaustag in Schwaben.

[200] Mündlich.


In Schwaben ist der Klausentag vormals so gefeiert worden, daß zwei Nächte hindurch, zuerst die Knechte, dann die Herrn als Klausen oder Klaubauf in großen schreckbaren Gestalten mit ungeheurem Kettengerassel von Haus zu Haus umgingen mit der Drohung, die bösen Buben einzusacken und mitzunehmen, während die braven mit allerhand Backwerk, Aepfeln, Birnen und Nüssen begnadigt wurden. Noch heutzutage werden jene beiden Nächte für unheimlich gehalten, denn wie das Volk sagt, ist es nicht bloß der Segen spendende heilige Nikolaus, welcher umgeht, sondern[200] noch ein Anderer, der sein böses Spiel treibt. So kamen einmal achtzehn ledige Bursche des Nachts in der Schmiede des Dorfes zusammen, um den Klaubauf zu spielen. Wie sie einander zählten, ob Alle beisammen wären, war es immer einer mehr als achtzehn. Da schauten sie einander verwundert an und bemerkten endlich, daß Einer unter ihnen Bocksfüße hatte. Nun gingen sie erschrocken und stillschweigend auseinander. Seitdem ist in selbigem Dorfe das Klaubaufspielen abgekommen.

Nicht nur am Nikolaustag wurden die Kinder beschenkt, sondern auch am Palmsonntag mit Palmbretzeln, am Ostersonntag mit Eiern, am Allerseelentag mit Wecken u.s.w. Diese Gebräuche haben sich noch ziemlich allgemein nicht nur in Schwaben, sondern auch im übrigen Bayern erhalten.

Quelle:
Alexander Schöppner: Sagenbuch der Bayer. Lande 1–3. München 1852–1853, S. 200-201.
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