1180. Das Himmelfeuerbrennen.

[201] Mündlich.


Ein uralter Gebrauch herrschte hin und wieder in Schwaben, namentlich in der Gegend von Illerberg, das sogenannte »Himmelfeuerbrennen.« An drei Sonntagen – vor und nach Sankt Vitus Tag – zogen die jungen Bursche Abends durch das Dorf von Haus zu Haus, Holz zu sammeln, wobei sie fortwährend sangen:


Heiliger Sankt Veit

Gib mir auch ein Scheit;

Gibst mir keins

So stiehl (ich) dir eins.


Darauf ging es hinaus vor den Ort, da wurde von dem gesammelten Holze ein großes Feuer gemacht, über welches Bursche und Dirnen paarweise sprangen. Man glaubte, der Flachs gerathe schlechter, wenn nicht über das Himmelfeuer gesprungen werde.

Quelle:
Alexander Schöppner: Sagenbuch der Bayer. Lande 1–3. München 1852–1853, S. 201.
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