1187. Woher das Dorf »Aufkirch« bei Kaufbeuren seinen Namen hat.

[206] Mündlich.


Am Ausgange des »kalten Thales,« unfern des jetzt noch majestätisch da stehenden Römerthurmes zu Helmishofen liegt an der östlichen Hänge das Dorf Aufkirch, dessen Name folgenden Ursprunges sein soll. Die Bewohner wollten die Kirche, die in der Niederung manche Wassergefahr zu bestehen hatte, an einen passenderen Ort verlegen, wo sie geschützter wäre. Sie machten sich also – starke Leute, wie sie waren – daran, die Kirche zu verschieben. Derweil sie an der Arbeit waren, brannte heftig die Mittagssonne. Einer mußte von Zeit zu Zeit hinter die Mauer gehen und nachsehen, ob die Kirche noch keinen Rucker gethan. »Jetzt fällt mir was ein,« rief plötzlich der Gemeindsvorstand; mir ist es so recht luderisch heiß, ich leg meinen »Schoopen« (kurzes Wamms) hinter die Mauer, da sehen wir gleich, wie weit wir mit »Schieben« kommen. Gesagt, gethan! dem Vorstand machten's auch die Andern nach; jeder wollte an seinem »Schoopen« sehen, was die Kirche für einen Rucker gethan. Jetzt ging es wieder an die Arbeit und sie spreizten ihre Füße aus und lupften mit ihren Achseln an der Mauer, daß der Schweiß das Bergele herabrann, wobei der Gemeindsvorstand immer zuschrie: »Auf! Kirch!« »Auf! Kirch!« – Inzwischen hatte ein Schalk die Schoopen hinter der Kirche weggenommen. Als der Vorstand nun wieder nachsehen wollte, wie nahe sie schon an den »Schööpen« seien, und keinen derselben mehr wahrnahm, lief er eiligst zu den Andern zurück und schrie: »Land gau, land gau, s'isch scho lang gnue, wir sind schon über d' Schööpe naus.« – Von dieser Begebenheit her heißt das Dorf »Aufkirch« bis auf den heutigen Tag.

Quelle:
Alexander Schöppner: Sagenbuch der Bayer. Lande 1–3. München 1852–1853, S. 206.
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