1191. Die Kirche zu Kapel bei Unterammergau.

[209] Histor. Notiz v. J.B.Prechtl.


Eine Viertelstunde von Unterammergau gegen Bayersoyen, nahe an der Schongauer Landstraße, steht auf einem schönen Hügel die nicht unansehnliche Filialkirche, »Kapel zum heiligen Blut« genannt.

Der Ueberlieferung zufolge befand sich im grauen Alterthume in dieser Kapelle ein Theil des nämlichen heiligen Blutes, welches von Judith, der Gattin des ersten Bayernherzoges aus Welfischem Stamme, bei ihrer Verehelichung als Brautschatz nach Bayern gebracht, und nach ihrem Tode von dem Herzoge Welf vor Antritt seines Kreuzzuges dem Kloster Weingarten geschenkt wurde. – Wirklich hat man vor Kurzem einen merkwürdigen Beleg für diese Tradition aufgefunden, das Gefäß nämlich, welches in der ältesten Zeit zur Aufbewahrung des heiligen Blutes gedient hat. Es ist dieses eine Art Speisekelch mit einem abnehmbaren Deckel, auf beiden Seiten mit gothischen Thürmen versehen, in deren Bögen Figuren angebracht sind, welche mit den Personen, die bei Auffindung des heiligen Blutes in Mantua (1048) spielen, vollkommen zusammen stimmen. (Hess mon. Guelf. p. 111.) Dieses heilige Blut befand sich noch – wie aus den Kirchenrechnungen erhellt – 1667 zu Kapel; um das Jahr 1680 war es verschwunden und erst 1734 erhielt genannte Kirche wieder eine, jedoch höchst unbedeutende Reliquie dieser Art von Rom aus, welche noch vorhanden ist.

Quelle:
Alexander Schöppner: Sagenbuch der Bayer. Lande 1–3. München 1852–1853, S. 209-210.
Lizenz:
Kategorien: