1194. Der Schatz am Wetterstein.

[211] Mündlich.


Wie man anderwärts um zehn Uhr Nachts die Hußglocke läutete, so geschah dieses auch in den Märkten der Grafschaft Werdenfels, und zwar in der Weise, daß dieses Läuten mit Unterbrechung bis um 3/4 auf 1 Uhr fortgesetzt wurde. Wenn man nun zu Garmisch zu läuten anfing, so bemerkte man an einer gewissen Stelle der Wettersteinvorgebirge ein helles Licht, was von männiglich dahin gedeutet wurde, daß hier ein großer Schatz verborgen sei. Doch war Niemand so glücklich, denselben anzutreffen, als nur allein die sogenannte Veilewidl von Garmisch. Diese, einmal Gras[211] für ihre Geis rupfend, bemerkte plötzlich unter ihrer Hand etwas wie einen eisernen Deckel. Vor Ueberraschung getraute sie sich aber den Deckel nicht anzurühren oder aufzuheben, sondern lief zu ihren weiter entfernt grasenden Kamerädinnen, um ihnen diese Neuigkeit mitzutheilen. Beherzt gingen die Mädchen zurück an den Platz, der Deckel war aber leider verschwunden.

Quelle:
Alexander Schöppner: Sagenbuch der Bayer. Lande 1–3. München 1852–1853, S. 211-212.
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