1202. Edigna von Puch.

[217] F. Panzer Beitrag S. 60.


Vor vielen Jahren, geht die Sage in Puch, sei die heilige Edigna, eine Prinzessin aus fremdem Lande, durch Puch gezogen, angethan mit schlechter Kleidung. Sie fuhr auf einem mit zwei Ochsen bespannten Wagen, und führte auf demselben einen Hahn und Glocke mit sich. Mit der Glocke und mit dem Hahn habe es aber die Bewandtniß gehabt, daß, wo der Hahn krähe und die Glocke läute, dieser der Ort sei, wo die Prinzessin fernerhin ihren Wohnsitz nehmen wolle.

Als die Prinzessin durch Puch gezogen, habe sie geschlafen, sei aber bald hierauf aufgewacht und habe ihren Fuhrmann gefragt, ob er nicht die Glocke läuten und den Hahn krähen gehört habe? Der Fuhrmann habe die Frage bejaht und als Stelle, wo dieses geschehen, eine rückwärts liegende Linde bezeichnet. Hierauf habe die Prinzessin umkehren lassen, sei bei der Linde abgestiegen, habe fortan in einer Höhlung derselben fünfunddreißig Jahre ein frommes, bußfertiges Leben geführt, und sei nach ihrem Tode in der Kirche in Puch, wo ihre Gebeine noch aufbewahrt werden, begraben worden. So weit die Sage. Nach einer Abbildung sitzt hinten auf dem Wagen die heilige Edigna; über den vordern Rädern ist ein Bogen angebracht, in welchem die Glocke hängt; auf dem Bogen über der Glocke sitzt der Hahn. Die Glocke wird jetzt noch in der Kirche zu Puch gezeigt; sie ist, ohne den hölzernen Griff, fünf Zoll, mit demselben zehn Zoll hoch. Auf dem Platze steht noch ein starker, in zwei Hauptästen sich verzweigender Stamm, im größten Umfange 351/2 Fuß messend, und etwa 50 bis 60 Fuß hoch. Ein Hauptast des Stammes ist ganz hohl, so daß man sich in demselben verbergen kann.

Quelle:
Alexander Schöppner: Sagenbuch der Bayer. Lande 1–3. München 1852–1853, S. 217-218.
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