1203. Kaiser Ludwigs Tod bei Fürstenfeld.

[218] Von F. Pocci. – Sämmtliche bayr. Geschichtsschr.


Zu Fürstenfeld im Bayerland

Das Hifthorn froh erschallt,

Es weilet Kaiser Ludwig dort –

Im grünen Tannenwald.


Hallo! hallo! ein wilder Bär

Trabt über jenen Plan,

Der edle Held verfolget ihn

Auf seiner Fährte Bahn.


Der Rüden Meute jagt und bellt,

Es stürmt der Reiter Troß

Zu froher Jagdlust jubelnd nach

Dem Kaiser hoch zu Roß.


Wie plötzlich aber ist die Lust

In Trauer umgestimmt,

Es jammert eines Hornes Schall,

Den weithin man vernimmt.


Der Bayer-Kaiser stürzt vom Roß,

Ihn hat der Tod erjagt,

Den Sterbenden umsteht Gefolg,

Das weinend um ihn klagt.


»Was ich gefehlt, vergib o Herr!

Bin ich von Schuld nicht rein,

War treu mein Glaube, treu das Herz,

Nimm auf die Seele mein!«


So endigte des gähen Tods

Ludwig elendiglich,

Die Kaiserwiese heißt der Ort,

Wo er so schnell verblich.


Sein Prunkbett war ein Wiesenfleck,

Das Laub sein Baldachin,

Der Krone Gold ein Sonnenstrahl,

Der ihm das Haupt beschien.


Sein Leichenstein wird in dem Dom

Zur lieben Frau geschaut,

Den Herzog Sigismundus hat

Zu München auferbaut.

Quelle:
Alexander Schöppner: Sagenbuch der Bayer. Lande 1–3. München 1852–1853, S. 218-219.
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