1219. Die Insel »zum Thurm.«

[232] Mündlich.


Nicht weit vom Dorfe Schöngeising liegt eine Insel in der Ammer, genannt »zum Thurm,« welche etwa zehn Tagwerke Flächenraum hat. Diese Insel soll weiland ein Berg gewesen sein, auf welchem ein Thurm gestanden. Vor ungefähr achtzig Jahren stand noch der Berg samt dem Thurme. Darnach ist bei einem Hochwasser (1767) der halbe Berg eingestürzt, und der Thurm zusammengefallen. Im Jahre 1833 hat die große Anschwellung des Flusses den übrigen Theil des Berges hinweggerissen und die Insel eben gemacht. Große Quadersteine, welche im Wasser liegen, geben Zeugniß hievon. Es soll auch die Brücke, über welche die Straße von Augsburg nach Salzburg führt, neben dieser Insel vorbeigeführt, und vor alten Zeiten sollen auf der Insel selbst Menschen gewohnt haben. Ein alter Fischer, erst vor einem Jahre begraben, hat noch die eichenen Pfeiler gesehen, welche die Brücke getragen haben sollen. Vor vielen Jahren haben die Geister hier schrecklichen Unfug getrieben; jetzt sieht man nur noch zuweilen ein Licht, das zur Nachtszeit von der Insel zur Kirche geht, und wieder zurück, oder sonst in der Nähe umherstreift.

Quelle:
Alexander Schöppner: Sagenbuch der Bayer. Lande 1–3. München 1852–1853, S. 232-233.
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