1223. Der heilige Kreuzwald bei Holzhausen.

[235] Mündlich.


Dieser Wald war vor Zeiten in hohem Grade berüchtigt wegen der gräßlichen Erscheinungen, welche daselbst vorgekommen. Noch heutzutag bezeichnet sich Mancher, der zur Nachtszeit des Weges kommt, mit dem Kreuze, und segnet sich mit dem geweihten Wasser, damit ihm die Spuckgeister und feurigen Männer nichts anhaben können. Vor vielen Jahren konnte man beinahe alle Tage solche Schreckgestalten sehen, welche die Vorübergehenden ängstigten und verfolgten. Auch war es nichts Seltenes, wenn das wilde Nachtgjaid Leute mitnahm, und selbe in unbekannten Gegenden wieder niedersetzte. So ging einmal ein alter Mann Nachts von Alling nach Schöngeising durch den heiligen Kreuzwald. Da kam der wilde Jäger, führte ihn durch die Lüfte fort und ließ ihn endlich, als die Aveglocke ertönte, fallen. Unglücklicher Weise fiel der Arme auf den Thurm des Klosters Fürstenfeld und blieb am Kreuze zerschmettert hängen. Dem noch lebenden Wagnermeister E. von Schöngeising ist vor einigen Jahren Folgendes begegnet. Als er von Gilching herüber durch den Kreuzwald ging, hörte er plötzlich einen großen Lärm, der immer näher kam, Geschrei in der Luft, heftiges Schießen und Hundgebell. Unser Wagnermeister, der wohl gehört hatte, daß das wilde Gjaid dem nichts anhaben könne, welcher sich schnell zu Boden werfe, legte sich straks auf's Gesicht und ließ den wilden Jäger über sich hinziehen. Darauf konnte er ohne weitere Anfechtung nach Hause gehen.

Quelle:
Alexander Schöppner: Sagenbuch der Bayer. Lande 1–3. München 1852–1853, S. 235.
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