1240. Die Brautlache bei Wildenberg.

[245] Mündlich.


Mitten in dem ziemlich ausgedehnten Walde, welcher sich in der Gegend des alten Schlosses von Wildenberg nach dem Thale der großen Laber hin erstreckt, wird eine Stelle die Brautlache und der Brautlachenberg[245] genannt. Daselbst ist es nicht geheuer. Niemand geht spät Abends dort vorüber, denn es begegnen ihm drei unheimliche Gestalten, während zu gleicher Zeit geisterhaftes Geläute in dumpfen Klängen durch den Wald geht. Mit diesen Gestalten hat es nun folgende Bewandtniß. Einmal fuhr am Sonntag ein Hochzeitswagen durch den Wald. Darauf befanden sich Braut, Bräutigam und Brautführer beisammen. Es war aber gerade um die Zeit, wo in der Kapelle des nahen Schlosses Wildenberg der Priester zur Messe wandelte. Als nun das Glöcklein das Zeichen gab, machten sich die drei auf dem Wagen lustig darüber und spotteten der heiligen Handlung. Aber in selbem Augenblicke versank der Wagen mit Roß und Mann in den Erdboden und wird die sumpfige Stelle, wo dies geschehen, noch heutzutage die Brautlache genannt.

Quelle:
Alexander Schöppner: Sagenbuch der Bayer. Lande 1–3. München 1852–1853, S. 245-246.
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