1247. Ursprung des Mineralbades Anna-Brunn.

[249] Mitgetheilt von B. Zöpf (nach einem M.S. des Patrimonialgerichtshalters Bruner von Schwindegg v.J. 1824.)


Unfern des Isenthales nächst dem Schlosse Schwindegg in Mitte eines Tannen- und Fichtengehölzes – dem sogenannten »Aignerholze« – liegt das Mineralbad Annabrunn, von welchem die Tradition sagt: »daß das Wasser wunderbarlich gegraben, und auf der Tanne eine schneeweiße Taube so lange gesehen wurde, bis der Fluß ordentlich im Gange war.« Die Volkssage erzählet aber von der Entdeckung des Annabrunnenbades[249] noch Weiteres: »In hiesiger Gegend hatte eine Bäurin ein mit einem unheilbaren Aussatze (der damals in Deutschland unter der Benennung Lepora herrschte) behaftetes Kind. Die besorgte Mutter suchte aller Orten Hilfe, aber vergebens, denn das Kind wurde vom Aussatze nicht gereinigt. Eines Tages ging die Mutter mit dem kranken Kinde nach gesuchter und nicht gefundener Hilfe abermals trostlos nach Hause. Unterwegs begegnete ihr eine alte, wohlgekleidete, unbekannte Frau. Dieselbe erkundigte sich nach der Ursache der Trauer der Bäuerin. Als sie diese vernommen hatte, sagte sie: ›Geh hin in das Aignerholz, dort wirst du eine große Tanne finden, auf deren Gipfel eine weiße Taube sitzt. Am Fuße dieser Tanne wird sich dir beim Nachgraben eine Quelle öffnen. Bade dein Kind einigemal darin, und es wird gesund werden!‹ Die erfreute Mutter, – welche in der alten fremden Frau Niemand anderen, als die heilige Mutter Anna vermuthen konnte, – folgte schnell dem gegebenen Rath und das Kind wurde wirklich gesund.« Der Ort des Heilbrunnens hieß nun ursprünglich »Tannen-Bründl,« und weil nachher (um das Jahr 1686) daselbst eine Kapelle zu Ehren der heiligen Mutter Anna erbaut wurde; so ist die Benennung: »Anna-Brunn« vorgezogen und bisher auch beibehalten worden.

Quelle:
Alexander Schöppner: Sagenbuch der Bayer. Lande 1–3. München 1852–1853, S. 249-250.
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