1257. Hexenküche auf einer Alm.

[257] Mündlich.


Ein armer Kerl stieg auf eine Alpe bei Miesbach, sich bei den Sennern oben Käs und Milch zu betteln. Wie er hinaufkommt, findet er die Alpenhüte verlassen, steigt auf den Heuschober, weil es Nacht wird, und vergräbt sich in's Heu, zu schlafen. Um Mitternacht wird er unruhig, ein Rauch dringt zu ihm herauf, er reckt sich auf und sieht unten ein Feuer prasseln und Hexen und Teufelsgesindel ein Tänzlein halten. Er meint ungesehen den Spektakel mitanzusehen, da reicht ihm plötzlich Einer ein Stück köstlichen Bratens auf einer Stange. So guten Appetit er auch hat, so kann er doch vor Schrecken nichts essen. Des andern Morgens liegt der Braten noch bei ihm, es war aber stinkendes Schinderfleisch.

Quelle:
Alexander Schöppner: Sagenbuch der Bayer. Lande 1–3. München 1852–1853, S. 257.
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