1272. Des Aichbergers Tochter.

[270] Mündlich.


Um die Zeit, da die Veste Neuburg an Oesterreich überging, kam auch ein feindlicher Heerhaufen, das Neuburg gegenüber gelegene, nun zerfallene Schloß Wehrnstein (Wörnstein) zu berennen. Ein tapferer Ritter, von Aichberg genannt, vertheidigte die Burg. Ihm zur Seite stand seine heldenmüthige Tochter vom Panzer umhüllt. Lange Zeit wehrten sich Vater und Tochter mit wenigen Getreuen zu Hohn und Trotz der feindlichen Ritterschaar. Da kam ein unerwarteter Befehl vom Herzog in Bayern zur Uebergabe. Der Aichberger mußte gehorchen, er wollte aber nicht die Schande erleben, den Einzug der Feinde mitanzusehen und[270] gab sich selber den Tod. Da soll sich seine Tochter, stolz und ungebeugt gleich dem Vater, aus dem hohen Bogenfenster der Burg den Felsen hinab in den vorüberfluthenden Inn gestürzt haben.

Quelle:
Alexander Schöppner: Sagenbuch der Bayer. Lande 1–3. München 1852–1853, S. 270-271.
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